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Sport: Trainingslager mit Kletterwand

Turbine Potsdams Coach Bernd Schröder zur heute in Rabenberg startenden Rückrunden-Vorbereitung, zur Suche nach einer Kreativspielerin in Jöllenbeck und zur künftigen Rolle von Rückkehrerin Anja Mittag

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Am heutigen Montag reist Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam nach fast vierwöchiger Pause früh um sechs Uhr ins viertägige Trainingslager nach Rabenberg im Erzgebirge. Dort startet die Mannschaft um Chefcoach Bernd Schröder ihre Vorbereitung auf die weitere Saison.

Warum geschieht Turbines Trainingsauftakt in der Ferne, Herr Schröder?

Weil wir im Sportpark Rabenberg beste Bedingungen für unser Training vorfinden. Uns stehen dort Rasen- und Kunstrasenplatz, zwei große Sporthallen, zwei Schwimmhallen, Sauna, Physiotherapie, Kletterwände Fitnessräume, Kegelbahn und vieles mehr zur Verfügung. Sollte es schneien, hätten wir Loipen zum Skilaufen in der Nähe, ansonsten gibt es viele Wanderwege – wir haben also verschiedene Möglichkeiten des Ausdauertrainings. Außerdem wollen wir im Trainingslager als Mannschaft weiter zusammenrücken, denn während der Saisonvorbereitung im Sommer hatten wir durch verschiedene Wettbewerbe nie unseren kompletten Kader beisammen. Das ist nun anders. So kompakt hatten wir alle Spielerinnen – vor allem auch unsere jungen, die auch für unsere Zukunft wichtig sein sollen – in dieser Saison noch nicht zusammen.

Sind alle Bundesliga-Spielerinnen in Rabenberg dabei?

Nicht alle, drei können nicht mitkommen: Inken Becher fehlt arbeitsbedingt, Nadine Angerer bereitet sich derzeit auf die große Abschlussprüfung ihres Studiums vor, und Peggy Kuznik muss in ihrem Studium Klausuren schreiben. Ansonsten können wir aus dem Vollen schöpfen. Wir werden mit 22 Spielerinnen ins Trainingslager fahren, was uns in Rabenberg die Möglichkeit gibt, auch Spiele gegeneinander zu bestreiten. Becher und Kuznik werden in den nächsten Tagen im Wesentlichen bei unserem Nachwuchskoordinator Mathias Morack trainieren, am Donnerstag auch bei unserer zweiten Mannschaft, die dann wieder beginnt.

Werden die drei nun fehlenden Spielerinnen am kommenden Wochenende mitkicken, wenn Turbine in Jöllenbeck beim Bielefelder Hallenturnier den Titel zu verteidigen hat?

Wir entscheiden erst aus dem Training heraus, wer in Bielefeld spielen wird. Fest steht bisher nur, dass Nadine Angerer nicht dabei sein wird; sie wird erst eine Woche später beim DFB-Hallenmasters in Bonn wieder ins Tor rücken. In Bielefeld werden wir auf unsere jungen Torfrauen setzen. Dort wird Christina Bellinghoven, Desirée Schumann oder Jennifer Werth die Möglichkeit bekommen, sich zu beweisen.

Nach den Hallenturnieren in Jöllenbeck und Bonn müssen Sie bald wieder ohne sechs Spielerinnen trainieren, denn Ariane Hingst, Babett Peter, Jennifer Zietz, Navina Omilade, Anja Mittag und Conny Pohlers fliegen dann mit der Nationalmannschaft zum Vier-Nationen-Turnier nach China. Erschwert das die weitere Saisonvorbereitung?

Wir stellen in jedem Jahr eine ganze Anzahl Nationalspielerinnen für das Turnier in China und haben das natürlich eingeplant. Wenn unsere sechs Frauen dort die Chance erhalten, auch wirklich zu spielen und sich für die diesjährige WM-Endrunde in China zu präsentieren – denn darum geht letztlich –, ist das okay. Wir sind schließlich darauf bedacht, so viele Spielerinnen wie möglich bei der WM dabei zu haben, das ist schließlich auch eine Würdigung der Arbeit, die in den Klubs geleistet wird. Wir können durch das jetzige Turnier zwar keine großen Vorbereitungsspiele machen. Das fällt aber nicht so ins Gewicht, weil wir in diesem Frühjahr sowieso nicht mehr um große Titel spielen.

Im Frühjahr wird Anja Mittag nach ihrem Abstecher nach Schweden wieder für Turbine auflaufen – was versprechen Sie sich von ihrer Rückkehr in die Mannschaft für die weitere Saison?

Wir wollen wieder unseren offensiven Fußball spielen und haben mit Anja Mittag, Conny Pohlers, Isabel Kerschowski und Bianca Schmidt jetzt vier Stürmerinnen dafür zur Verfügung. Anja ist für unser Spiel in jeder Position wichtig – ob sie nun vorn in der Spitze oder hinter den Spitzen spielt.

Wird es in den nächsten Tagen und Wochen auch neue Gesichter beim FFC Turbine geben? Sie suchen ja noch eine Kreativspielerin.

Es gibt Gedanken, eventuell noch eine ausländische Spielerin zu verpflichten, aber noch nichts Konkretes. Wir warten jetzt erst einmal das Turnier in Jöllenbeck ab, wo mit HJK Helsinki, SK Trondheim-Örn und Djurgarden/Älvsjö Stockholm drei skandinavische Spitzenvereine dabei sind. Jöllenbeck ist jedes Jahr für uns eine Möglichkeit, uns nach interessanten Spielerinnen umzugucken. Im letzten Jahr haben wir dort Essi Sainio gesichtet und im Sommer dann auch verpflichtet. Das gleiche hoffen wir auch jetzt. Wir werden aber nicht kurzfristig planen, sondern nur eine Spielerin für den kreativen Bereich nach Potsdam holen, die uns auch in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen wird.

Zunächst geht es erst einmal nach Rabenberg – was steht dort beim Training im Vordergrund?

Es geht vor allem darum, die Grundlagen für die weitere Saison zu schaffen, wobei wir nach dem Test der Nationalmannschaft in Köln kurz vor Weihnachten schon die Rückmeldung erhielten, dass unsere Spielerinnen im Grundlagenbereich – wie nicht anders zu erwarten – auf einem sehr hohen Level stehen. Wir werden uns jetzt vor allem auf die Bereiche Ausdauer, Kraft und Schnellkraft konzentrieren und auch in hohem Maße individuell mit den jungen Spielerinnen arbeiten, um Defizite im technischen Bereich, im Zweikampfverhalten und im Passspiel auszuräumen. Wir werden uns vier Tage lang viel Zeit nehmen und dreimal am Tag trainieren, um unsere Spielerinnen individuell voran zu bringen.

Werden Sie Ihre Mannschaft auch an die eingangs erwähnte Kletterwand schicken, um mit ihr zu üben, in der Tabelle von derzeit Platz fünf weiter nach oben zu kommen?

Ja, das müssen wir tun, vor allem symbolisch, um zu zeigen, dass es künftig wieder nach oben geht. Ein früherer Minister – Otto Schily – hat einmal gesagt: An der Spitze ist immer Platz.

Das Interview führte Michael Meyer.

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