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Landeshauptstadt: Tram-Hersteller „not amused“

Vergleichsliste des Potsdamer Verkehrsbetriebes verärgert Alstom und Bombardier

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Vergleichsliste des Potsdamer Verkehrsbetriebes verärgert Alstom und Bombardier Im Vorfeld der in Kürze erfolgenden Ausschreibung des Potsdamer Verkehrsbetriebes (ViP) für den Kauf von bis zu 20 Straßenbahnen hat der ViP die Tram- Hersteller mit einer inoffiziellen Ranking-Liste über Leistungsdaten der in Potsdam in diesem Jahr getesteten Bahnen schwer verärgert. Auf der den PNN vorliegenden Liste mit einem Vergleich von Kenndaten, Messwerten und Bewertungen erreicht die in der Landeshauptstadt am 14. Juli präsentierte Bahn „NGT 8D“ des Herstellers Alstom aus Salzgitter lediglich „-3“ Punkte. Die in Potsdam gefahrene Bombardier-Bahn aus München wird dagegen mit „7“ Punkten bewertet. Nach Aussage von Norbert Kohnke, Leiter des Bereiches Geschäftsentwicklung bei Alstom, habe lediglich Alstom diese Liste erhalten, „die anderen Hersteller nicht“. Die ViP habe sich mit der einseitigen Weitergabe der auf der Liste enthaltenen Informationen „in der Grauzone der europäischen Ausschreibungsrichtlinie“ bewegt. „Wir haben die Liste unseren Wettbewerbern zugemailt. Damit haben wir die Sache geheilt“, so Kohnke weiter. Die acht Tage nach der Alstom-Präsentation in Potsdam zugegangene Liste habe laut Kohnke „für Unmut gesorgt im Haus“. Der Grund: Die Liste vergleiche „einen Jeep mit einer Limousine“, die Alstom-Bahn sei eine 70-prozentige Niederflurbahn, die von Bombardier und von Stadler gezeigten Trams seien jedoch wie die mit technischen Problemen behafteten Combinos 100-prozentige Niederflurbahnen. „Diese Liste ist nicht seriös“, so der Alstom-Mitarbeiter weiter. In einem konstruktiven Gespräch mit den ViP-Aufsichtsräten sei die Alstom-benachteiligende Liste „ad acta“ gelegt worden, sie überhaupt zu erstellen „war nicht geschickt“, so Kohnke. Alstom werde sich nur an der Ausschreibung beteiligen, wenn der ViP keine 100-prozentige Niederflurbahn ausschreibt. ViP-Geschäftsführer Martin Weis erklärte gestern den PNN, die Liste sei „offiziell an alle Hersteller “rausgegangen“, sie sei jedoch „nicht mehr Grundlage unseres Ausschreibungsverfahrens“. Die Behauptung, nur Alstom habe die Liste erhalten, bezeichnete Weis als „die Sichtweise von Alstom“. Ein verabredetes Gespräch zwischen Kohnke und ihm sei noch nicht zustande gekommen. Dass die Listen mit den Vor- und Nachteilen der Testbahnen den Herstellern bekannt gemacht wurden, sei juristisch geprüft und abgesichert worden, so Weis weiter. Es gehe darum, die Ausschreibung über einen „höheren zweistelligen Millionenbetrag“ transparent zu machen. Die Auftragsvergabe werde „transparent und offen“ durchgeführt. Ein Sprecher des nach der Übernahme von Adtranz weltgrößten Schienenfahrzeugherstellers Bombardier erklärte gestern gegenüber den PNN, Bombardier habe von der Liste lediglich „gehört“ und sei über ihre Existenz „nicht glücklich“. Bombardier sei „not amused“ darüber, „wenn hinter unserem Rücken Daten von uns unterwegs sind“. Die Liste selber habe Bombardier nie gesehen. Laut Weis wird der ViP-Aufsichtsrat am 29. September über die Form der Vergabe entscheiden mit dem Ziel, im Dezember den Kauf der Bahnen auszuschreiben. Ausgeschrieben werde gemäß der Vorgaben eines Experten-Workshops der Kauf von „mindestens 70-prozentigen Niederflurbahnen“. Insgesamt haben laut Weis bisher sieben Hersteller Interesse bekundet (Stadler, Siemens, Bombardier, Alstom, Skoda, Leoliner und Ansaldo/Bedia), darunter neuerdings auch Siemens. Der Hersteller, von dem auch die Combino-Bahnen stammen, wolle ein 70-Prozent-Niederflur-Modell mit Drehgestell aus Stahl anbieten. Sicher sei jedoch, dass in Potsdam „kein weiterer Prototyp“ gewollt sei.

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