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Landeshauptstadt: Trambrücke: Tote „gutgeschrieben“ Gutachten für Fördermittelantrag enthält „Manipulationen“, so Mathematiker Meyerhöfer

Innenstadt - Die aktuelle Fassung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für die geplante Trambrücke neben der Langen Brücke enthalte „Manipulationen und fachliche Fehler“. Diesen Vorwurf erhob gestern Dr.

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Innenstadt - Die aktuelle Fassung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für die geplante Trambrücke neben der Langen Brücke enthalte „Manipulationen und fachliche Fehler“. Diesen Vorwurf erhob gestern Dr.Wolfram Meyerhöfer (Die Andere), Mitglied im Beirat Potsdamer Mitte und Mathematiker an der Universität Potsdam, gegenüber Journalisten. Das im Auftrag des städtischen Sanierungsträgers Potsdam durch die Berliner Firma Forschungs- und Planungsgruppe Stadt und Verkehr (FGS) erstellte Gutachten enthalte „grob manipulierte Berechnungen zu Unfallkosten“. Zudem sei für die Kosten-Nutzen-Analyse im Zuge der Beantragung von Fördermitteln für die Trambrücke die Wegeverlängerung durch die Schlossumfahrung nicht genügend beachtet wurde.

Laut Meyerhöfer kam das FGS-Gutachten zu einem jährlichen volkswirtschaftlichen Nutzen von 95 700 Euro, würde die Trambrücke gebaut. Da Unfälle in Kosten und vermiedene Unfälle in Nutzen umgerechnet werden, komme FGS allein dadurch zu einem Nutzen von jährlich 95000 Euro, in dem „zwei Unfalltote aus den Jahren 2002 und 2005, die außerhalb des durch die Maßnahme betroffenen Gebietes getötet wurden“, der Maßnahme „gutgeschrieben“ wurden.

Man könne annehmen, die Kreuzung am Hotel Mercure sei gefährlich, so Meyerhöfer. Tatsächlich aber gab es dort zwischen 2001 und 2005 keinen einzigen Unfalltoten. Da der volkswirtschaftliche Schaden eines Unfalltoten mit 1,238 Millionen Euro veranschlagt wird, kam es den Gutachtern laut Meyerhöfer „darauf an, Tote zu finden, weil die bringen Geld“. Ein in der neuen Verkehrsführung mit Trambrücke vermiedener Verkehrstoter bringt also einen Nutzen von 1,238 Millionen Euro. Da es aber an der umzubauenden Kreuzung am Mercure keine Toten gab, wurde die FGS anderswo fündig: 2002 gab es eine Verkehrstote an der Breiten Straße in Höhe der Feuerwehrausfahrt und 2005 ein Unfall mit Todesfolge in der Straße Am Kanal in Höhe der Bibliothek.

Aber wie diese Toten der Mercure- Kreuzung anlasten? „Was mache ich denn jetzt?“, so die rhetorische Frage von Meyerhöfer. Wie der Mathematiker herausfand, verwendete die FGS die Unfallstatistik für den Bundesstraßen-Bereich der Innenstadt. Dort fanden sie die beiden Verkehrstoten, macht 2,476 Millionen Schaden zwischen 2001 und 2005, pro Jahr also 495 200 Euro. Bei der Umgestaltung der Mercure-Kreuzung wurde angenommen, die Unfalltoten verringerten sich gegenüber der Jetzt-Situation um 50 Prozent. Da aber die Mercure-Kreuzung kleiner ist als der Bundesstraßenbereich, habe die FGS angenommen, die Zahl der Unfalltoten verringere sich um 17,1 Prozent. Meyerhöfer in seiner schriftlichen Gutachten-Kritik: „Die nun einbezogenen Toten ,bringen“ 95 200 Euro pro Jahr, das ist ziemlich exakt der Gesamtnutzen der Maßnahme von 95 700 Euro.“

Meyerhöfer hat sich von der Polizei die Berichte über die Verkehrstoten geben lassen, die vorgeblich durch den Bau der Trambrücke künftig vermieden werden. Bei dem Unfall in der Breiten Straße legen Zeugenaussagen nahe „dass es sich um einen Suizid handelte“. In der Straße am Kanal, ebenfalls weit weg von Trambrücke und Kreuzung, handelt es sich um eine 72-jährige Frau, die „wahrscheinlich das Auto nicht gesehen hat, von dem sie erfasst wurde. An dieser Stelle liegt keine Sichtbehinderung vor“. Es gibt also kein „strukturelles Defizit“, so Meyerhöfer.

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