Sport: Traum von Hawaii erfüllt sich
Kleinmachnower Helmut Schicketanz qualifizierte sich erstmals für den berühmtesten Ironman
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Ein 65-jähriger Kleinmachnower hat sich am Wochenende den Traum von Hawaii erfüllt: Beim Ironman Florida in Panama City (USA) siegte Helmut Schicketanz in seiner Altersklasse und qualifizierte sich damit erstmals für den weltberühmtesten Wettbewerb im Triathlon. Gestern kehrte der beruflich in der Halbleitertechnik tätige Freizeitsportler mit der Ironmantrophäe im Gepäck in seinen Heimatort zurück.
1997 in der deutschen Triathlonhochburg Roth und 2001 in Kapstadt (Südafrika) waren Versuche des Dreikämpfers gescheitert, sich für Hawaii zu qualifizieren. Diesmal hatte er aber schon beim Schwimmen vor Floridas Küste ein gutes Gefühl. Als er nach der 3,8 km-Strecke im Mittelfeld der 2250 Teilnehmer aus dem Wasser stieg, erreichte ihn ein Zuruf: „Nur zwei in Deiner Altersklasse vor Dir.“ Er kam von seinem Sohn Sven, der mit in die USA geflogen war.
Das nun folgende Radfahren ist ohnehin die Stärke von Helmut Schicketanz, aber „so gut gefahren bin ich die 180 km wohl noch nie.“ Während er einen seiner beiden Hauptkonkurrenten nicht mehr zu Gesicht bekam, der hatte wohl aufgegeben, holte er den anderen, einen Kanadier, nach knapp 60 Kilometern ein. „Wir haben uns dann ein regelrechtes Sprintrennen geliefert“, berichtet der Kleinmachnower, „durch plötzliche Antritte immer wieder versucht, vom Gegner wegzukommen. Mir ist das schließlich gelungen.“ Beim Wechsel zum Laufen über die Marathonstrecke von 42 Kilometern hatte er bereits zehn Minuten Vorsprung, den er bis ins Ziel weiter ausbaute. Außerdem erreichte er nach 12:58 Stunden eine für ihn hervorragende Gesamtzeit. Neben der Qualifikation für Hawaii bedeutete dieser Sieg gleichzeitig den größten Erfolg in der Sportlerlaufbahn von Helmut Schicketanz.
Ein knappes Jahr hat er nun noch Zeit, um sich auf den im Oktober 2008 stattfindenden Ironman in der Südsee vorzubereiten. Ein Trainingsplan soll ihm helfen, seine auf Florida erzielte Marke um etwa 30 Minuten zu drücken. „Vor allem an meiner Laufzeit muss ich arbeiten.“ Für den abschließenden Marathon in Florida brauchte er 5:24 Stunden. Darum will sich der Triathlet wie schon in den letzten Monaten in Roth professionell beraten lassen. Schicketanz, der Mitte der 90er Jahre aus Berlin nach Kleinmachnow übergesiedelt ist, gehört nach wie vor einem Zehlendorfer Verein mit dem lustigen Namen „Stolpertruppe“ an, trainiert aber meist allein. Die waldreiche Umgebung Kleinmachnows ist bestens geeignet für das Laufen, zum Schwimmen nutzt er im Sommer u.a. das örtliche Freibad. Das Radfahrtraining führt ihn bis nach Brandenburg an der Havel.
Als starker Radfahrer hofft der Freizeittriathlet , auf Hawaii neben der Hitze von zum Teil über 40 Grad Celsius vor allem den gefürchteten Mumuku-Winden aus wechselnden Richtungen zu trotzen, die auf der Radstrecke da Fortkommen erheblich erschweren können. „Bis ins Ziel durchhalten will ich auf jeden Fall, das habe ich bisher bei fast allen Rennen geschafft“, blickt Schicketanz voraus.
Dazu zählen, seit sich der gebürtige Cottbuser als gut 40-Jähriger wieder verstärkt dem Sport zuwandte, zunächst Marathonläufe und dann nach einem Urlaubs-Schnupperkurs Triathlon- und Duathlonwettbewerbe. Dazu musste der Brustschwimmer eigens noch das Kraulen erlernen. Das Finale beim renommierten „Powerman“ hat er schon einmal erreicht und bei regionalen Veranstaltungen im Spreewald auf dem Siegertreppchen gestanden.
Den anstrengenden Ironman hatte Schicketanz eigentlich abgeschrieben, nun aber packte ihn neu der Ehrgeiz. Selbst das weniger gute Abschneiden im Frühjahr bei einem Wettbewerb in England konnte seinen Tatendrang nicht dämpfen. Damals laborierte er an einer Fersenverletzung und hätte die Hawaii-Qualifikation ohnehin nicht schaffen können, da ihm noch zwei Monate bis zum 65. Geburtstag fehlten. Er nahm den Wettkampf deshalb eher als „Aufbautraining“. „Wenn man Training und Wettkampf klug dosiert und dazwischen genügend Zeit für die Regeneration lässt, kann auch ein 65-Jähriger noch ein erfolgreicher Ironman sein“, davon ist Helmut Schicketanz überzeugt.
Erhart Hohenstein
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