Von Michael Meyer: Traumtor startete Aufholjagd
Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam trennte sich im Spitzenspiel vom FCR Duisburg daheim 2:2
Stand:
Im gestrigen Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga trennte sich Turbine Potsdam daheim vor 865 Zuschauern von Spitzenreiter FCR Duisburg 2:2 (0:1). Die Gastgeberinnen bewiesen dabei eine große Moral, als sie einen schon hoffnungslos erscheinenden 0:2-Rückstand noch aufholten.
Treffsichere Anja Mittag: Potsdams Nationalstürmerin sicherte ihrer Mannschaft einen Punkt. Zunächst vollendete sie mit fulminantem 22-Meter-Schuss volley unter die Querlatte (59.), dann war sie zur Stelle, als FCR-Schlussfrau Kathrin Längert einen Hinterhaltschuss Bianca Schmidts direkt vor ihre Füße faustete (85.). „Es soll nicht arrogant klingen, aber als ich vor dem 1:2 abzog, wusste ich sofort, dass ich treffe“, sagte die 23-Jährige zu ihrem ersten Bundesligator in dieser Saison. Duisburgs Trainerin Martina Voss bestätigte später: „Das war ein Traumtor. Als Anja den Ball berührte, sah ich gleich, dass das ein Tor wird. Und beim 2:2 war sie als Mittelstürmerin halt da, wo sie sein musste.“ Mittags Treffer belohnten eine deutliche spielerische Steigerung der Potsdamerinnen in der letzten halben Stunde. Nach einer starken Anfangs-Viertelstunde waren sie durch das 1:0 der Gäste – Simone Laudehr köpfte einen Freistoß Annemieke Kiesels von links am rechten Torpfosten in die Maschen (16.) – verunsichert worden, zumal bald darauf Abwehrchefin Babett Peter mit einer Zerrung im rechten Oberschenkel vom Platz musste. Nach dem Seitenwechsel aber straffte sich die Truppe, und nach dem 2:2 war sie sogar dem Sieg nah. „Damit kam unser Selbstvertrauen zurück und wir spürten, dass sogar noch mehr drin war“, erzählte Anja Mittag.
Unglückliche Essi Sainio: Potsdams finnische Nationalspielerin erlebte gestern ein Wechselbad der Gefühle. Sie war gerade zwei Minuten für die ebenfalls mit einer Oberschenkel-Zerrung ausgeschiedene Isabel Kerschowski auf dem Platz, als sie einen folgenschweren Blackout hatte und Turbines scheinbar aussichtslosen Rückstand verursachte. Auf der rechten Außenbahn völlig unbedrängt, spielte sie das Leder nach hinten in die Mitte direkt auf den Fuß der Duisburger Torjägerin Anja Grings. Die sagte Danke, spielte im Alleingang Turbine-Torfrau Desiree Schumann aus und netzte zum 0:2 ein (55.). Sainio kniete schon bei dieser Szene mit dem Gesicht in den Händen entsetzt auf dem Rasen und heulte nach dem Abpfiff hemmungslos. „Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist“, schluchzte sie und sagte: „Anja hat mich gerettet.“
Enttäuschte Inka Grings: Duisburgs Kapitän und nun zehnfache Saison-Torschützin stand nach dem Abpfiff kopfschüttelnd auf dem Rasen. „Wir haben am Ende ja regelrecht um den Ausgleich gebettelt“, erklärt die 29-Jährige, deren Sturmlauf aus der eigenen Spielfeldhälfte durch die schnelle Isabel Kerschowski – die sich dabei verletzte – in letzter Sekunde noch gestoppt wurde (52.) und die kurz vor Ultimo an der glänzend parierenden Desiree Schumann scheiterte (88.).
Zufriedener Bernd Schröder: Turbines Trainer agierte an der Seitenlinie immer wieder lautstark, um am Ende eines ereignisreichen Nachmittags aufzuatmen: „Wir sind zum Schluss zufrieden, zumal wir in der letzten Viertelstunde nicht mehr den Ball nach vorn gedroschen, sondern Fußball gespielt haben“, erklärte der 66-Jährige, der das von seiner Mannschaft gespielte 3-4-3-System „eigentlich völlig unmodern“ nannte. Trotzdem gelang gegen den bisherigen Spitzenreiter letztlich ein Punkt in einer Partie, die seine Trainerkollegin Martina Voss als „ein leidenschaftliches und hochklassiges Spiel mit vielen guten Aktionen auf beiden Seiten“ bezeichnete. Trotzdem forderte Schröder: „Wir müssen uns weiter steigern.“
Turbine: Schumann; Zietz, Peter (30. Braun), Schmidt; I. Kerschowski (53. Sainio), Bagehorn, Odebrecht, Kaurin; Kemme, Mittag, Wich (77. Podvorica).
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