Links und rechts der Langen Brücke: Traurige Zufälle
Peer Straube über Konsequenzen aus den jüngsten Verkehrsunfällen
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Nein, eine schöne Woche war es nicht. Erneut machten Brandstifter Neu Fahrland unsicher, Schulkinder leiden an den Nachwirkungen verdorbenen Essens, eine Lehrerin, die bei einer Klassenfahrt starb, ein Toter, zwei Schwer- und einige Leichtverletzte als traurige Bilanz einer Reihe von tragischen Verkehrsunfällen. Vor allem Letztere beschäftigen die Gemüter. Stirbt jemand bei einem Unfall, mündet die Suche nach Verantwortlichkeiten schnell in Hilflosigkeit. Das 25-jährige Tramunfallopfer starb, weil es betrunken und damit unaufmerksam war, ein Mädchen brach sich den Arm, weil es über die Schienen hastete und ebenfalls nicht auf die Straßenbahn achtete. Es hatte noch Glück im Unglück.
Kann man ein Fazit aus diesen Unfällen ziehen? Gibt es etwas, womit sich das verhindern ließe? Die Antwort lautete nein. Zunächst einmal ist die Häufung der Unfälle mit tragischem Ausgang binnen so weniger Tage nichts weiter als ein Zufall. Keine Statistik belegt etwa, dass die Zahl der Tramunfälle mit Verletzten gestiegen wäre. Auch die Zahl aller Verkehrsunfälle ist in Potsdam – mit leichten Schwankungen nach oben und unten – seit Jahren stabil. Und das, obwohl es beispielweise im letzten Jahr fast 6000 Privatautos mehr in der Stadt gab als noch 2007. Die Zahl der Motorräder hat sich im gleichen Zeitraum sogar um fast ein Viertel auf 4000 erhöht.
Auch wenn das subjektive Empfinden vieler anders sein mag, Potsdams Verkehr ist weder sicherer noch unsicherer als der in anderen Städten. Die Stadtverwaltung ist mit ihrem Verkehrskonzept auf dem richtigen Weg: Nah- und Radverkehr stärken, Autoverkehr unattraktiver machen. Sicher ist das eine bittere Pille für die Autofahrerlobby, die in Potsdam ebenfalls so stark ist wie in anderen Kommunen. An diesem Punkt ist Potsdam einmal typisch deutsch.
Unterm Strich bleibt – eine traurige Woche, die sich in der Geballtheit ihrer tragischen Nachrichten hoffentlich nicht so bald wiederholt. Und jeder Einzelne sollte sie zum Anlass nehmen, sein eigenes Verhalten im Straßenverkehr zu überprüfen. Damit wäre schon viel gewonnen. Denn wenn das oberste Prinzip des Straßenverkehrs – die gegenseitige Rücksichtnahme – außer Kraft gesetzt wird, geschehen Unfälle wie die der letzten Tage. Leidtragende sind fast immer die schwächsten, weil ungeschütztesten aller Verkehrsteilnehmer: Fußgänger und Radfahrer.
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