Landeshauptstadt: Treberhilfe noch ohne Chef
Linke kritisiert Jakobs für Tierheim-Kurs
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Berlin/Potsdam - Nach dem Rücktritt von Harald Ehlert als Chef der Treberhilfe gibt es noch keinen Nachfolger. Das bestätigte gestern eine Sprecherin des ins Zwielicht geratenen Sozialträgers: „Bis Freitag wollen wir einen Namen nennen können, die Gespräche dazu laufen.“ Damit bleibt auch die für das Potsdamer Tierheim-Projekt bislang zuständige Treberhilfe Brandenburg gGmbH weiter ohne Geschäftsführer, denn auch von diesem Posten war Ehlert zurückgetreten.
Gegen Ehlert gibt es massive Vorwürfe wegen der möglichen Veruntreuung öffentlicher Gelder: Es geht um einen Maserati als Dienstwagen samt Chauffeur, eine als Ausbildungsstätte firmierende Villa mit Seeblick in Caputh und das angebliche Monatsgehalt des früheren Treber-Chefs in fünfstelliger Höhe. Potsdams Stadtverwaltung hatte wegen des Skandals die kurz vor dem Abschluss stehenden Vertragsverhandlungen zum Tierheim-Bau auf Eis gelegt, um den Träger erneut zu überprüfen. Zusammen mit dem Verein Tiertafel Deutschland will die Treberhilfe ein Tierheim im Ortsteil Eiche errichten, an das Heim soll ein Sozialhilfeprojekt für junge Obdachlose gedockt werden. Anvisiert war ein Vertrag über den Bau des Heims und seinen Betrieb über 15 Jahre.
Unterdessen hat Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) aufgefordert, „die Verantwortung für die erneute Pleite um das Tierheim in Potsdam zu übernehmen.“ Das Problem mit der Treberhilfe habe sich „nicht über Nacht zugespitzt“, so Scharfenberg, es habe schon vorher „deutliche Bedenken“ gegen den Träger gegeben. Zugleich konstatierte Scharfenberg beim Thema Tierheim eine „Kette von Fehlentscheidungen“, die mit der Schließung des Tierheims am Wildpark begonnen habe, „ohne einen entsprechenden Ersatz in Potsdam in Aussicht zu haben“. Der Linke-Chef forderte die Verwaltung auch auf, die „Vorbehalte“ gegenüber dem Potsdamer Tierschutzverein (TSV) „über Bord zu werfen“. Der TSV hatte das frühere Tierheim am Wildpark betrieben, sein Verhältnis mit der Verwaltung gilt als zerrüttet. Zuletzt hatte der TSV angekündigt, ein eigenes Tierheim im Süden Potsdam errichten zu wollen.
Derweil sorgen die Treberhilfe-Querelen bei der Bürgerinitiative gegen das Tierheim in Eiche für unverhohlene Freude. Auf ihrer Internetseite heißt es: „Wir empfehlen den Stadtverordneten in Potsdam, jetzt keine alten Brötchen mehr aufzubacken – wir werden jedem neuen Betreiber sagen: Nicht in Eiche!“ HK
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