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Homepage: Treffen im Wasserhaus

Ein Projekt der Universität Potsdam erprobt ein Modell für bessere Wasserversorgung in Entwicklungsländern

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Drei Jahre hat die Universität Potsdam einen Projektverbund koordiniert, der ein Modell für die bessere Wasserversorgung in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern erprobt hat. Drei Monate lang wurde nun das erste Wasserhaus von ausgewählten Familien getestet und schließlich an die Kommune übergeben. Konrad Soyez, Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Potsdamer Professur für Vegetationsökologie und Naturschutz, war deshalb nach Südafrika gereist.

In Zukunft werden die Kinder sicher nicht mehr hinter seinem Auto herlaufen und rufend fragen, wann sie das nächste Mal duschen dürfen. Denn das Haus steht jetzt für mindestens fünf Jahre 400 bis 600 Menschen zur Verfügung. Sie können dort alles tun, was mit Wasser zu tun hat – vom Händewaschen, Trinkwasser holen bis hin zum Wäschewaschen. Durch den Einsatz moderner Technologien zum Grauwasserrecycling und die Nutzung von Solarenergie sinkt der Verbrauch, Strom wird gespart und die hygienischen Bedingungen verbessern sich.

Bislang mussten die Menschen Einiges auf sich nehmen, um Wasser in der regen- und wasserarmen Region zu beschaffen. Noch heute fragen die Alten ihre Kinder, warum sie sich mit dem wertvollen Nass die Hände waschen. Die Jüngeren haben jedoch gelernt, dass es gut und wichtig ist, es trotzdem zu tun – Ergebnis einer Bildungsmaßnahme zur Hygiene, die das Projekt flankierte.

Ein anderes Problem, das die Menschen erst verstehen lernen mussten, besteht im Waschmittelverbrauch. Konzentrierte Waschmittel werden genauso benutzt wie ehemals weniger ergiebige. Das verunreinigt das Wasser und beeinflusst stark den Kreislauf, der mit dem Wasserhaus angelegt ist. Weniger Waschmittel mit besserer Qualität bedeutet weniger Aufwand im Wasserkreislauf. Das Wasser kann dann auch viel öfter verwendet werden.

Solche Probleme ergaben sich erst mit der Nutzung des Wasserhauses. Das war von Anfang an klar und wurde mit eingeplant. Denn ein wichtiger Aspekt in der Projektentwicklung, so Soyez, war nicht nur die Anpassung der europäischen Technologien an die afrikanischen Gegebenheiten, sondern auch die soziale Komponente.

Das Haus lebt von und mit den Menschen. Es musste getestet werden, wie viel Arbeit anfällt und wie diese verteilt werden kann. Es musste auch getestet werden, welche Regeln notwendig sind. Wenn bis zu 600 Menschen ein Haus nutzen, können nicht alle gleichzeitig duschen. Genauso musste die „typisch afrikanische Arbeitsverteilung“ sich in der Organisation der Abläufe wiederfinden. Deshalb gibt es nun einen Verbindungsmann zur Gemeinde, der morgens um sechs Uhr das Haus aufschließt. Die restlichen Arbeiten erledigen die „Big five“, fünf plus drei Frauen, die von der Gemeinschaft beauftragt und gewählt wurden.

In diesem Jahr will Soyez eine weitere Reise unternehmen: nach Namibia. Denn der Botschafter der Republik Namibia, Neville Gertze, informierte sich im vergangenen Sommer persönlich über das Projekt und lud die Potsdamer Wissenschaftler ein, das Konzept der Regierung vorzustellen. Das Land möchte die Lebensbedingungen seiner Bevölkerung verbessern. Aber auch der zunehmende Tourismus verlangt nach neuen Lösungen für die Wasserversorgung. Das Wasserhaus könnte das passende Vorbild sein, um namibianische Probleme zu lösen.

Gesucht werden jetzt vor allem auch Finanzierungsmöglichkeiten. Das Potsdamer Modellprojekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Weitere Wasserhäuser könnten von Stiftungen und Fördereinrichtungen wie der VW-Stiftung getragen werden. Eine Frage, die sich bei den ersten Gesprächen in der Kommune in Südafrika ergab war die nach dem Nutzen für die deutschen Wissenschaftler. „Es ist für beide Seiten interessant, wenn die Technologie funktioniert und vervielfältigt wird“, lautete die Antwort. Die Universität Potsdam ist Patentinhaberin und deshalb an den Lizenzen beteiligt. Und die Kommune hat einen ökonomischen Effekt, da 50 bis 100 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr gespart werden. Dafür erhalten sie in Zukunft aus dem Emissionshandel Einkünfte. Zudem wirkt sich diese Reduktion, genauso wie die Nutzung der Solarenergie, positiv auf das Klima aus. Anja Reischke

Anja Reischke

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