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Landeshauptstadt: Treffen zum Deserteur

Boede veröffentlicht Mails mit Grünen-Chef Naber

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Innenstadt - Der Streit um das Schutzholzhäuschen für das Denkmal des unbekannten Deserteurs am Platz der Einheit geht weiter – nun sollen Kritiker und Befürworter sich an einen Tisch setzen. Dazu hat der Potsdamer Grünen-Fraktionsvorsitzende Nils Naber gestern Vertreter von Opferverbänden des NS-Regimes, der Stadtverwaltung und des Künstlers Mehmet Aksoy, der das Deserteurs-Denkmal gestaltet hat, für nächste Woche zu einem Gespräch eingeladen.

Ob dies zustande kommt, ist freilich fraglich. Denn prompt veröffentlichte gestern Lutz Boede, Chef der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär, einen E-Mail-Wechsel mit Naber. So könne die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz so kurzfristig wohl keinen Vertreter entsenden, so Boede darin, „mehr Vorbereitungszeit“ sei nötig. Jedoch werde man sich dem „überfälligen“ Dialog nicht verweigern – nachdem die Position der Opferverbände vorher „völlig“ ignoriert worden sei. „Wir erwarten von den Potsdamer Grünen die Wahrung eines Mindestmaßes an Respekt gegenüber einer Opfergruppe, die erst vor wenigen Jahren pauschal rehabilitiert wurde“, so Boede. Naber seinerseits wies Äußerungen von Boede zu seiner Grünen-Fraktionskollegin Saskia Hüneke als „undifferenziert, unsachlich und ungerechtfertigt“ zurück. Vorwürfe, die Grünen würden in der Debatte „Taschenspielertricks nutzen“ oder „Hinterzimmergespräche zum Sachverhalt führen“, entbehrten jeder Grundlage, so Naber: „Sie entsprechen auch nicht dem üblichen Niveau der politischen Debatte in Potsdam.“

Der Streit dreht sich um die Frage, ob das Deserteursdenkmal im Winter mit einem Holzverschlag geschützt gegen Kälte werden soll. Kritiker lehnen das ab: So werde das Denkmal gegen den Nationalsozialismus der öffentlichen Nutzung entzogen. Befürworter wie die Grünen argumentieren, ohne Schutz bestehe die Gefahr von Frostschäden. Zuletzt hatte sich Hüneke auf Denkmal-Erschaffer Aksoy persönlich berufen: Dieser sei damit einverstanden, dass die Marmorstatue in den Wintermonaten verpackt werde. HK

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