Wir sind so HELLE: Treffpunkt Café
„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam und Umgebung geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Helga Kurjatschij
Stand:
Als klar war, dass hier in Neuseddin ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge entstehen soll, bin ich zu der Einwohnerversammlung gegangen. Die Veranstaltung war sehr gut organisiert und es wurden anschließend Listen ausgelegt, in die sich alle eintragen konnten, die sich engagieren wollen. Das habe ich gemacht und kurze Zeit später gab es ein erstes Treffen der Freiwilligen. Wir waren etwa 40 Menschen und haben mehrere Arbeitsgruppen gebildet – seitdem bin ich in der Arbeitsgruppe „Café“. Zweimal die Woche organisieren wir eine Art Begegnungsstätte, immer mittwochs und freitags. Es gibt Kaffee und Tee und Kuchen und einfach einen Ort, an dem sich die Menschen austauschen und Kontakte knüpfen können. Anfangs waren wir im Seniorenraum auf dem Sportplatz, mittlerweile sind wir näher zur Unterkunft gezogen, in das Haus direkt neben den Flüchtlingscontainern. Das Gebäude wird von einem privaten Investor saniert und er hat uns gestattet, vier Räume in dem noch unsanierten Teil vorübergehend zu nutzen. Beim ersten Cafétag saßen wir erst mal ganz alleine da, kaum einer der Flüchtlinge war gekommen, trotz Aushängen in der Unterkunft. Also haben sich einige auf den Weg gemacht und an die Türen geklopft – und so kamen unsere ersten Besucher. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man sich die Leute eben ranholen muss. Mittlerweile ist das Begegnungscafé gut besucht, es sind immer mindestens etwa 30 Kinder, Frauen und Männer da. Auch ein paar Neuseddiner kommen manchmal vorbei, aber es könnten ehrlich gesagt mehr sein. Ein junger Mann aus Syrien hilft uns, der muss in seiner Heimat Kellner gewesen sein. Er kocht Kaffee und Tee, schneidet Kuchen auf und macht anschließend auch noch sauber. Auch nebenbei versuche ich noch ein paar Dinge zu organisieren. Zum Beispiel habe ich mitbekommen, dass in der Unterkunft ein Fahrradständer gebraucht wird – einige Bewohner hatten ihre Räder mit aufs Zimmer genommen oder wild vor der Unterkunft geparkt. Also habe ich mich ans Internet gesetzt und recherchiert, wie viel so ein Fahrradständer kostet und habe bei meinen ehemaligen Kollegen in der Verwaltung vorgesprochen. Tatsächlich haben wir eine Bewilligung gekriegt und so habe ich den Ständer bei Ebay bestellt. Der Hausmeister hat ihn einbetoniert und er wird sehr gut angenommen. So gut, dass eigentlich schon ein zweiter nötig wäre. In meinem Umfeld wird mein Engagement eigentlich ausschließlich positiv angenommen. Manche Bekannte geben mir Sachspenden mit. Andere fragen mich: Und, was machen deine Flüchtlinge?
Helga Kurjatschij, 72, hilft in Neuseddin im Begegnungscafé für Flüchtlinge mit.
Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: