Landeshauptstadt: Treffpunkt ohne Leiterin
Konzept des Malteser Treffpunkt Freizeit trotz Kritik im Jugendhilfeausschuss angenommen
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Nauener Vorstadt – Der Malteser Treffpunkt Freizeit in der Straße Am Neuen Garten muss sich eine neue Leiterin suchen. Die bisherige Chefin Bettina Al-Talab verlässt das Jugend- und Familienzentrum noch in diesem Monat. „Meine Entscheidung hat rein private Gründe“, sagte Al-Talab gestern. Sie gehe mit ihrer Familie wieder zurück nach Nordrhein-Westfalen. Die Zeit in Potsdam sei zwar „manchmal schwierig“, aber auch schön gewesen. Noch ungeklärt sei ihre Nachfolge. „Zur Zeit ist die Stelle ausgeschrieben und erste Bewerbungen schon eingegangen“, so Al-Talab.
Die gebürtige Ost-Berlinerin hatte das Haus seit 2005 zusammen mit der pädagogischen Leiterin Elisabeth Tänzler geführt – und damit auch die mehrjährige Sanierung des Treffpunkts begleitet. Wie sich die langwierigen Bauarbeiten negativ auf die Besucherzahlen ihres Hauses auswirkten, zeigte Al-Talab gestern im Jugendhilfeausschuss. Kamen 2003 noch insgesamt 53 157 Nutzer, waren es 2005 – dem bisher schwächsten Jahr – nur noch 42 478 Gäste. Inzwischen würden diese Zahlen wieder steigen, sagte Al-Talab. Bis zum Juni dieses Jahres seien 27 533 Besucher gezählt worden.
Einstimmig angenommen wurde das überarbeitete Rahmenkonzept des traditionsreichen Hauses. Im Januar hatte es der Ausschuss noch abgelehnt und als „zu glatt“ und „ohne selbstkritische Analyse“ gegeißelt. Auch bei der gestrigen Sitzung gab es kritische Stimmen. So vermisste Lutz Henrich die offene Jugendarbeit, die früher das Profil des Hauses geprägt habe. Angela Basekow vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) fragte, warum viele der Angebote „so teuer“ seien. Auch Jugendamtsleiter Norbert Schweers machte aus Sicht der Verwaltung Verbesserungsbedarf deutlich: Gerade an Wochenenden müssten mehr Angebote zur Verfügung stehen. Jedoch zeigte er auch Verständnis für die finanziell schwierige Situation des Hauses, welches von der Stadt mit jährlich 392 000 Euro Förderung bedacht wird. Die Deutsche Malteser gGmbH als Träger zahlt rund 22 000 Euro. Auch Bettina Al-Talab versucht die Situation des Hauses zu erklären: So koste allein jeder Umbau des Multifunktionssaals 800 Euro, gemessen an der Arbeitszeit. Ebenso gebe es noch Probleme mit dem Kommunalen Immobilien Service (KIS) und dessen Mietansprüchen. „Es gibt noch keine finanzielle Stabilität.“
Mit dem Konzept sollen nun mehr Geld eingenommen und Besucher angelockt werden. Geplant seien mehr Vermietungen, etwa am Wochenende, so Al-Talab. Das Hort-Angebot für Kinder bis zur 6. Klasse solle zudem wenn möglich in offene Jugendarbeit münden. Aber auch dem Anspruch als Haus für jedes Alter solle Rechnung getragen werden – etwa durch die Entwicklung eines Generationentheaters, so die nun scheidende Leiterin Al-Talab. „Wir bedauern ihren Weggang sehr, weil damit der Prozess der Erneuerung des Treffpunkts unterbrochen wird“, stellte Ausschussvorsitzende Sigrid Müller (Die Linke) fest.H. Kramer
H. Kramer
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