Aus dem GERICHTSSAAL: Tresor in der Nuthe
Gelegenheitsprostituierte des Diebstahls verdächtig
Stand:
Eigentlich saß Pencar P.* (35) wegen besonders schweren Diebstahls auf der Anklagebank. Nach Abschluss der Beweisaufnahme befand ihn das Gericht lediglich der Beihilfe schuldig, verurteilte den Kosovo-Albaner zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft ging ursprünglich davon aus, Pencar P. habe am 6. Dezember 2005 einen Tresor aus der Wohnung eines Bekannten am Schlaatz entwendet. In seiner Wohnung am Magnus-Zeller-Platz soll er ihn aufgebrochen, den Inhalt von 1150 Euro in die eigene Tasche gesteckt und den Safe danach in der Nuthe entsorgt haben. Pencar P. hüllte sich während des Prozesses in Schweigen. „Mir glaubt doch sowieso keiner“, mutmaßte der wegen Verstoßes gegen das Aufenthaltsbestimmungsgesetz, Unfallflucht und Diebstahls Vorbestrafte.
Auch Nancy N.* (36), damals als Gelegenheitsprostituierte tätig, brachte mit ihrer Schilderung des Geschehens nicht viel Licht ins Dunkel. „Ich war an diesem Abend sehr betrunken. Darum weiß ich nicht mehr alles“, so die Arbeitslose. Sie könne sich noch erinnern, dass sie einen ihrer Stammkunden am Schlaatz aufgesucht habe. In dessen Schrankwand habe der Tresor gestanden. „Er war ziemlich groß und 80 Kilo schwer“, behauptete Nancy N. Wieso sie auf die Idee gekommen sei, sich den Geldschrank auf die Schultern zu laden und ihn bei Nacht und Nebel zum flüchtig bekannten Angeklagten zu schleppen, vermochte sie nicht zu erklären. Staatsanwalt und Richter meldeten Zweifel am Wahrheitsgehalt der Zeugenaussage an. Doch Nancy N. blieb bei ihrer Darstellung, berichtete weiter, Pencar P. und zwei Männer, die sich in seiner Wohnung befanden, hätten den Tresor geknackt, ihn anschließend ins Wasser geschmissen. Die Behörde ermittelte wegen Diebstahls gegen Nancy N., stellte das Verfahren inzwischen allerdings ein.
„Mir ist immer noch nicht klar geworden, wie der Tresor in die Wohnung meines Mandanten gekommen sein soll“, warf der Verteidiger ein. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Zeugin einen 80 Kilo schweren Geldschrank unbehelligt durch die Gegend getragen haben soll, selbst am Schlaatz nicht.“ Nancy N. habe in ihrer Profession Männer ausgenommen, sei wegen zahlreicher Betrügereien vorbestraft. „Sie ist unglaubwürdig. Kriminelles Handeln ist ihr immanent. “ Auf alle Fälle sei der Safe aufgebrochen aus der Nuthe gefischt worden, brachte es der Richter auf den Punkt. „Ob der Angeklagte ihn selbst geklaut hat, ist ihm nicht zu beweisen. Dass er ihn geknackt hat, liegt nahe.“ Was Pencar P. mit dem Geld gemacht hat, spiele keine Rolle, das sei nicht Gegenstand der Anklage. Zudem läge die Tat lange zurück. (*Name geändert.) Hoga
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