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Trio im Titel- und Ticket-Kampf. Sowohl Felix Wolf und Yannick Lebherz vom Potsdamer SV als auch Christian Diener (von links) vom PSV Cottbus wollen sich jetzt bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin für die Olympischen Spiele in London qualifizieren.

© Andreas Klaer

Regionalsport: Trio aus Potsdam will Olympia-Tickets

Yannick Lebherz, Felix Wolf und Christian Diener möchten in London die 200 Meter Rücken schwimmen

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Normalerweise schwimmen sie Seite an Seite ihre Trainingsbahnen in der Schwimmhalle des Potsdamer Luftschiffhafens. Am Samstag aber werden Yannick Lebherz und Felix Wolf vom Potsdamer SV im OSC sowie Christian Diener vom PSV Cottbus im Berliner Eurosportpark über 200 Meter Rücken gegeneinander um das Olympia-Ticket nach London kämpfen. Zwei Plätze auf dieser Strecke sind zu vergeben, dafür notwendig sind eine Zeit von höchstens 1:58,14 Minuten und zugleich Platz eins oder zwei im Finale.

„Die Chance zur Olympiaqualifikation haben alle drei“, sagt Jörg Hoffmann, der das Trio in Potsdam trainiert. „Sie haben alle ordentlich trainiert, auch ihre Leistungsparameter sind in Ordnung. Nun muss man sehen, wie sie das in Berlin umsetzen. Favorit über die 200 Meter ist für mich aber Jan-Philip Glania aus Frankfurt.“ Die größten Chancen seiner Schützlinge hat von der Papierform her Titelverteidiger Yannick Lebherz, der im Vorfeld mit 1:57,52 Minuten der Schnellste des Trios war. „Am Samstag geht’s zur Sache“, meint der 23-Jährige, der erst am Montagabend aus einem einwöchigen Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada an die Havel heimkam und sich vom Üben in 2300 Metern Höhe den gleichen positiven Effekt wünscht wie vor Jahresfrist. Damals war er – zwei Tage nach der Rückkehr aus Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona – in Berlin über 400 Meter Lagen mit neuem Deutschen Rekord von 4:14,02 Minuten Deutscher Meister geworden. Unterbietet er zum Auftakt der Titelkämpfe am morgigen Donnerstagabend auf der Lagenstrecke die für ihn machbare Olympia-Norm (4:20,56), ist der aus Darmstadt stammende Wahl-Potsdamer bereits für London qualifiziert.

„Das ist mein erklärtes Ziel“, erklärt Yannick Lebherz. „Ich will am ersten Tag den Titel verteidigen und das Ticket buchen, denn dann kann ich den 200 Metern Rücken ruhiger entgegensehen.“ Eigentlich hatte der Sportsoldat auch für die 200 Meter Freistil am Freitag gemeldet. „Darauf werde ich aber aus zeitlichen Gründen wohl verzichten, denn das Lagenfinale ist erst um 20 Uhr geplant, und mein Freistil- Vorlauf wäre bereits Freitagfrüh“, so Lebherz, der am Sonntag auch noch die 200 Meter Schmetterling bestreiten will.

Am Freitag werden Felix Wolf und Christian Diener in die Titelkämpfe einsteigen und die nicht-olympischen 50 Meter Rücken bestreiten. „Die sind praktisch zum Einschwimmen und als letzte Vorbereitung für den Samstag gedacht“, erläutert Wolf, der vor Jahresfrist über 50 Meter Fünfter wurde, über 200 Meter auf Platz vier kam und morgen optimistisch nach Berlin fährt. „Meine Trainingsergebnisse sind besser denn je und ich bin auf dem besten Weg, auch schnell zu schwimmen“, sagt der 22-Jährige. „Das könnte nur noch mein Kopf verbauen.“ In der Vergangenheit hätten ihm seine Nerven mitunter einen Strich durch die Rechnung gemacht, „wenn ich zu übermotiviert oder zu locker an den Start gegangen bin“, so Wolf, über den Trainer Hoffmann sagt: „Felix hat sich ganz gut gefangen; ich bin positiv überrascht. Jetzt gilt es abzuwarten, was er daraus macht, denn die Konkurrenz schläft nicht.“

Über 100 Meter Rücken am Sonntag dürfte Wolf mit seiner Bestzeit von 55,36 Sekunden keine Chance haben, die London-Norm (53,87) zu schaffen. „Um mich da zu empfehlen, müsste ich den großen Favoriten Helge Meews aus Magdeburg schlagen. Aber vielleicht passiert ja ein Wunder“, meint der Sportsoldat, der im Herbst eine Ausbildung bei der Landespolizei in Oranienburg beginnen möchte.

So weit ist Christian Diener noch nicht; der Schwimmer des Polizeisportvereins Cottbus und Schüler der Potsdamer Sportschule will 2013 sein Abitur machen – und jetzt nach dem Olympia-Ticket greifen. „Ich bin auf die Deutschen Meisterschaften gut vorbereitet und London ist ein ernsthaftes Ziel für mich“, erklärt der 18-jährige Rücken-Spezialist. „Auf den 200 Metern sehe ich dafür die größten Chancen.“ Nachdem er gemeinsam mit Yannick Lebherz und Felix Wolf im März in einem Höhentrainingslager im US-Bundesstaat New Mexico geübt hatte und anschließend beim US Swimming Grand Prix in Indianapolis gestartet war, trainiert er seit Anfang April wieder daheim im Luftschiffhafen. Unter Erfolgsdruck sieht sich der Lausitzer jetzt in Berlin nicht. „Ich gehe unbelastet ins Rennen, schwimme einfach drauflos und werde sehen, was geht“, meint er. „Drei von uns greifen an, und am Ende muss jemand in den sauren Apfel beißen.“

Sollte am Samstag keinem oder nur einem Schwimmer die Olympianorm über 200 Meter Rücken gelingen, böte sich dem Potsdamer Trio eine letzte Chance dafür bei den Europameisterschaften in gut zwei Wochen im ungarischen Debrecen – auf die Jan-Philip Glania verzichtet. Jörg Hoffmann hat vor allem eine Forderung an Lebherz, Wolf und Diener wie an alle Potsdamer Schwimmer in Berlin (siehe Kasten): „Jetzt sind Wettkampftypen gefragt.“

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