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Sport: Triumph und Versprechen

Turbine Potsdam zog nach einem 3:1 bei Trondheim-Ørn ins UEFA-Cup-Finale ein und will nun den Pokal holen

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Turbine Potsdam zog nach einem 3:1 bei Trondheim-Ørn ins UEFA-Cup-Finale ein und will nun den Pokal holen Von Michael Meyer Bernd Schröder trat Samstagabend um 21.01 Uhr, als sich die Fokker 100 mit der Europacup-Mannschaft des FFC Turbine Potsdam an Bord gerade über dem Skagerrak befand, in den Mittelgang des Charterfliegers und verkündete den mitgereisten und nun tüchtig feiernden Fans: „Ich verspreche euch: Wir holen den Europapokal!“ Turbines Trainer war in seiner Euphorie kaum zu bremsen. Vier Stunden zuvor hatte seine Elf auch das Rückspiel des UEFA-Cup-Halbfinales beim SK Trondheim-Ørn mit 3:1 (0:1) gewonnen und sich nach dem 4:0-Hinspielsieg überzeugend ins Finale gespielt. „Das ist eine tolle Sache. Wir sind der letzte Vertreter des DFB im europäischen Fußball und wissen um unsere Verantwortung“, sagte Schröder nach dem bislang größten Triumph in der Vereinsgeschichte, und: „Wir sind jetzt zuversichtlich, zumal das Final-Rückspiel in Potsdam stattfindet.“ Ariane Hingst, die Schröders Zuversicht teilt, war am Sonnabend im Lerkendal-Stadion die überragende Spielerin. „Sie hat heute ihr bestes Spiel seit Monaten gemacht und ist ihrer Rolle als Mannschaftskapitän voll gerecht geworden“, applaudierte Schröder der 25-Jährigen, die mit einem Sonntagsschuss die Führung der norwegischen „Adler“ ausglich und mit ihrem zweiten Tor das i-Tüpfelchen auf den Sieg setzte (siehe Kasten unten). Anja Mittag, Potsdams zweite Turbine- Torschützin vor einer Geisterkulisse von offiziell 650, in Wirklichkeit aber wesentlich weniger Zuschauern auf den 20 000 Fans fassenden Traversen, erzählte später gern die Geschichte aus der Nacht vor dem Spiel im Trondheimer „Chesterfield- Hotel“, als sich gegen drei Uhr plötzlich ein norwegisches Paar im Zimmer 601, dass sie sich mit Ariane Hingst teilte, verirrte. „Die beiden standen plötzlich in der Tür, die wir vergessen hatten abzuschließen, murmelten ein paar Sätze und verschwanden wieder. Wir haben zwar nichts verstanden, uns dann aber eingeredet, dass sie uns ermutigen wollten, hier in Trondheim zu treffen. Dem sind wir natürlich gern nachgekommen“, gab Mittag die Episode schmunzelnd wieder. Britta Carlson war trotz des Sieges nicht nur zum Lachen zumute. Eine Viertelstunde vorm Abpfiff nämlich – als das Gesamt-Resultat schon 7:1 für Turbine hieß – wurde die Potsdamerin von Monica Enlid so gefoult, dass ihr möglicherweise ein Band im rechten Fußgelenk riss. „Lange pausieren werde ich deshalb aber nicht“, glaubt die Abwehrspielerin, die jedoch wohl auf die beiden Länderspiele am 21. und 24. April in Osnabrück und Hildesheim gegen Kanada, für die sie nominiert war, verzichten muss. Heute reisen Nadine Angerer, Sonja Fuss, Ariane Hingst, Jennifer Zietz, Navina Omilade, Anja Mittag, Conny Pohlers und Petra Wimbersky ohne sie zur Nationalmannschaft nach Barsinghausen. Bernd Schröder denkt derweil schon an Schwedens Meister Djurgården, der am Freitagabend durch ein von Schwedens Nationalstürmerin Victoria Svensson erzieltes 1:0 (40.) bei Arsenal London ins Finale einzog (Hinspiel 1:1). Vorgesehen ist, die Endspiele am 14. Mai in Stockholm und 21. Mai in Potsdam auszutragen, ehe Turbine am 28. Mai gegen den FFC Frankfurt um den DFB-Pokal kicken wird. Derzeit verhandelt der Verein mit der ARD über eine Übertragung des UEFA-Cup-Rückspiels. „Zwei Livespiele mit Turbine an zwei Samstagen hintereinander wären eine tolle Tribüne“, weiß Schröder, der in der Nacht zu Sonntag bald im Bett lag, während seine Spielerinnen ihren Erfolg noch bis gegen 3 Uhr in einer Disco in Berlin-Mitte feierten. Im Berliner Olympiastadion winkt Potsdam beim Pokalsieg ein warmer Regen von 300 000 Euro. Was Turbine für einen Gesamtsieg im europäischen Vereinswettbewerb bekäme, weiß der Coach noch nicht. Obwohl er Stockholm aus Hallenturnieren kennt, will er nun weitere Informationen sammeln. „Am 7. Mai spielt Djurgården gegen Vorjahressieger Umea IK und wir prüfen jetzt Möglichkeiten, unseren Gegner dann zu beobachten“, erzählte er. Schließlich hat er ein Versprechen einzulösen.

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