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Landeshauptstadt: Trockene Materie

Dürre, Hitze und Schnee – Potsdamer Wetterdaten

Stand:

Wo war es am 9. August 1992 genau 39,2 Grad Celsius heiß, oder an einem Februartag im Jahr 1929 minus 26,8 Grad kalt? Und wo ist am 6. März 1970 eine Schneedecke von 70,0 Zentimetern gemessen worden? Auf dem Telegrafenberg in Potsdam, auf dem seit Beginn des Jahres 1893 die Wetterdaten dokumentiert werden. In diesen Tagen registrieren die Klimaforscher allerdings eine besonders knifflige Großwetterlage für die Natur. Denn die Bodenwasserspeicher in bis zu einem Meter Tiefe tendieren gegen Null. Damit ist der Boden zu diesem Zeitpunkt des Jahres faktisch trockener als im Trockenjahr 2003. Und das, obwohl es 2007 ein Niederschlagsrekordjahr gegeben hatte.

Noch nie sind mehr Niederschläge in Potsdam gemessen worden als im Vorjahr: Satte 82,5 Zentimeter hat es pro Quadratmeter Schnee und Wasser gegeben. Die Speicher waren aufgefüllt. Doch seit dem 18. April diesen Jahres hat es kaum noch geregnet. Ist im Juni erst Ende vergangener Woche der erste Niederschlag gemessen worden, haben die Geräte im Mai an fünf Tagen leicht ausgeschlagen und insgesamt sechs Millimeter Regen wahrgenommen. Es war nach 1917 (5,2 Millimeter) der zweitgeringste Wert seit Aufzeichnungsbeginn durch Reinhard Süring Ende des 19. Jahrhunderts. Im Vergleich dazu: Im Vorjahr wurde mit mehr als 151,9 Millimeter im Mai der zweithöchste Wert aller Zeiten gemessen.

Inzwischen hat die Stadtverwaltung die Potsdamer dazu aufgerufen, Wasser zu spenden und die Bäume, vor allem die jüngeren Bäume mit weniger tiefen Wurzeln, zu retten. Selbst die Tropfen der letzten Tage reichen nicht. Dabei ist es längst nicht die trockenste Phase, die Potsdam bislang erlebt hat: Im Jahr 1949 hat es an 32 Tagen in Folge nicht einen Tropfen geregnet. Es ist nur einer von unzähligen Wetterekorden, den die Meteorologen der Säkularstation Potsdam in den letzten 115 Jahren aufgezeichnet haben.

Immer wieder heißt es, „kannst du dich noch an das Wetter damals erinnern“. Die Aufzeichnungen können Erinnerungslücken schließen. Wer wissen möchte, wie das Wetter an seinem Geburts- oder Hochzeitstag gewesen ist, kann dies im Internet nachschauen. Ein Beispiel: Als Wolfgang Joop in Potsdam geboren worden ist, lag die Tageshöchsttemperatur bei 7,3 Grad, es hat leicht geregnet, die Sonne hat nicht eine Minute durch die geschlossene Wolkendecke gelugt und der Wind pfiff mit 6 Meter je Sekunde um die Hausecken.

Die Geschichte der Station begann vor 115 Jahren, als Reinhard Süring mit der Wetterbeobachtung auf dem Telegrafenberg begann. Seit einem Jahr erinnert eine Dauerausstellung in einem kleinen Nebengebäude an das Wirken des Wetterpioniers. Am 29. Dezember 1950 starb Süring in Potsdam – es war ein trockener, eiskalter Wintertag ohne Sonnenschein. jab

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