Landeshauptstadt: Trockenheit lässt Feinstaubwerte steigen
Seit 28 Tagen kein Regen / Umweltamt: Kurzfristige Maßnahmen gegen Luftschadstoffe kaum möglich
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Kein Tropfen Regen, nirgends – in Potsdam gibt es seit Wochen weder Wolkenbrüche noch nieselt es. Aktuell hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Potsdam den letzten messbaren Niederschlag am 26. Oktober registriert, wie eine Sprecherin bestätigte – also vor 28 Tagen. Damals tröpfelte es kümmerliche 0,4 Liter auf einen Quadratmeter.
So eine lange Trockenperiode haben die Meteorologen, die in der Säkularstation auf dem Telegrafenberg seit 1893 das Wetter in Potsdam aufzeichnen, zuletzt 1949 erlebt – seinerzeit fielen im September und Oktober 32 Tage lang keine Niederschläge. Erreicht ist schon die Dauer der Trockenperiode von März und April 1894, als es 28 Tage nicht regnete. Und mehr noch: Der letzte wirklich ergiebige Guss in diesem Herbst ging am 11. Oktober nieder – damals mit 15,4 Litern pro Quadratmeter. Das ist fast 45 Tage her.
Die Trockenheit bringt Probleme mit sich. Das Gravierendste: Wie überall in Deutschland steigt die gesundheitsschädliche Feinstaubbelastung. Inzwischen ist laut Landesumweltamt (LUA) speziell in der Zeppelinstraße der geltende Grenzwert für Feinstaub in diesem Jahr bereits an 51 Tagen überschritten worden – erlaubt sind 35 Tage. Noch Anfang Oktober lag der Wert bei 39 Überschreitungstagen. Mehr Feinstaub in der Straße wurde nur im Jahr 2006 gemessen, als man 69 Überschreitungstage zählte. Auch in der Großbeerenstraße sind inzwischen an 36 Tagen die Grenzwerte verletzt worden, im Zentrum an 33 Tagen. Auch an diesen zwei Messstationen hat es den Angaben nach im vergangenen Monat signifikante Zuwächse gegeben.
Schuld ist unter anderem die Großwetterlage, die auch anderswo in Brandenburg und Deutschland die Feinstaub-Belastung steigen lässt. So warnt das Umweltbundesamt aktuell, dass die vorherrschende „Inversionswetterlage mit niedrigen Windgeschwindigkeiten und einem vertikal auf wenige Hundert Meter eingeschränkten Luftaustausch“ zu einer Anreicherung von Feinstaub in den unteren Luftschichten führe. LUA-Sprecherin Frauke Zelt sagte den PNN, für die Zeppelinstraße kämen über das Jahr gesehen erschwerende Faktoren hinzu: In 21 Fällen seien die Grenzwerte wegen Straßensanierungsarbeiten, einem damit verbundenen deutlich erhöhten Verkehrsaufkommen und einem Hausbau in der Nähe der Messstation verletzt worden.
Kurzfristigen Maßnahmen gegen die aktuelle Belastung mit Feinstaub gibt das LUA nur wenig Chancen. Eine Straßenreinigung mit Wasser habe bei entsprechenden Projekten in deutschen Großstädten keinen „statistisch absicherbaren“ Effekt gebracht. Das europaweite Modellprojekt „Feinstaubkleber“, bei dem in einigen Kommunen schon jetzt Calcium-Magnesium-Acetat zur Feinstaubbindung eingesetzt wird, würde erst im Herbst nächsten Jahres abgeschlossen.
Insofern verweist das LUA auf den überarbeiteten Luftreinhalteplan, der zum 1. Dezember öffentlich ausgelegt werden soll – darin werden Maßnahmen für weniger Luftbelastung vorgeschlagen. Eine deutliche Verbesserung verspreche sich das LUA durch den laufenden Aufbau eines „umweltorientierten Verkehrsmanagements“, so Zelt.
Weniger Probleme mit dem trockenen Wetter hat indes die Schlösserstiftung, die in Potsdam ihre großen Welterbeparks pflegen muss. Der Regenmangel macht sich noch nicht allzu stark bemerkbar, so Stiftungssprecher Ulrich Henze. Der morgendliche Tau, Reif und Nebel brächten „einiges an Feuchtigkeit“. Zudem verdunste bei den herrschenden Temperaturen wenig Flüssigkeit, weshalb der Wasserbedarf von Pflanzen vermindert sei.
Die Trockenheit soll noch bis mindestens Samstag andauern – dann steigt laut Meteorologen die Regenwahrscheinlichkeit auf zumindest 30 Prozent.H. Kramer
H. Kramer
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