Landeshauptstadt: Trockenpräparate in Tropenhalle?
Vorschlag der SPD-Stadtfraktion zu Museen-Standorten trifft auf harsche Ablehnung von Fachleuten
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Ein gestern vorgelegter Vorschlag der SPD-Fraktion zur „Neustrukturierung der Potsdamer Museumslandschaft“ ist bei Museums-Verantwortlichen auf vornehme Zurückhaltung bis harsche Ablehnung gestoßen. Die Sozialdemokraten greifen bei ihrem Vorstoß das Prinzip der „räumlich-thematischen Konzentration“ auf, „wie sie bereits an der Schiffbauergasse für die Kultur und am Luftschiffhafen für den Sport angewandt wird“, schreibt SPD-Fraktionschef Mike Schubert in einer Pressemitteilung.
Kurz gefasst sieht die SPD-Fraktion folgende Umzüge vor: Das Potsdam-Museum zieht aus der Benkertstraße in das Alte Rathaus, das dort beheimatete „Potsdam-Forum“ siedelt in das Gebäude der Stadt- und Landesbibliothek über. Und weiter: Das Naturkundemuseum in der Breiten Straße „soll mit der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindlichen Biosphäre am Volkspark zusammengefasst werden“. Da Fördermittel in Anspruch genommen wurden, muss die Stadt Potsdam die Tropenhalle noch auf Jahre bewirtschaften. Daher schlagen die Sozialdemokraten vor, „hier die Ausstellung der Naturkunde mit auszustellen“. Schubert: „Die Angebote Tropengarten, Park und das grüne Klassenzimmer passen gut zur Naturkunde.“
„Ich kenne das Papier nicht.“ – So lautete die erste Reaktion von Birgit-Katherine Seemann, Fachbereichsleiterin für Kultur- und Museen, gestern gegenüber den PNN. Nachdem sie informiert war erklärte sie, die Vorschläge der SPD für das Potsdam-Museum und das Potsdam-Forum würden ohnehin gemäß eines Stadtverordnetenbeschlusses geprüft. Das sei „nichts Neues“. Zur Idee, das Naturkundemuseum in die Biosphäre zu überführen sagte sie, sie sehe da „klimatechnische Probleme“. Ohne einen Umbau der Biosphäre für mehrere Millionen Euro wäre der Vorschlag nicht umsetzbar.
Für den Leiter des Naturkundemuseums, Dr. Detlef Knuth, kommt er sogar „überhaupt nicht in Frage“. Er gehe „an der Materie vorbei“. Die Biosphäre sei eine Pflanzenhalle für Regenwald-Flora, da herrschten hohe Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Werte beim Ultravioletten Licht (UV). Im Naturkundemuseum werden laut Dr. Knuth zoologische Präparate gezeigt, die zum Teil äußerst selten und sehr wertvoll sind. Sie würden bei den Biosphäre-Bedingungen in wenigen Wochen zerstört sein, etwa durch Schimmelbildung. Beispielsweise Großtrappen-Präparate seien schlicht unersetzbar. Das Vorkommen von etwa 100 dieser Vögel in Brandenburg sei die einzige Population in Deutschland überhaupt. Wie der Museumsleiter sagte, ist das Gebäude Breite Straße 11 eigens mit großem Aufwand ausgebaut worden und werde gut angenommen. Die Luftfeuchtigkeit betrage dort maximal 60 Prozent, die UV-Licht-Werte würden auf ein Minimum beschränkt. Die Kaltwasser-Aquarien passten ebenso nicht in das äquatoriale Klima der Biosphäre.
Der Leiter des Potsdam-Museums, Hannes Wittenberg, erklärte, er prüfe laut Auftrag bereits das Alte Rathaus und das Brocksche Palais als Standort für das Potsdam-Museum. Er sei „schon froh“, dass nun kein dritter Vorschlag hinzukommt. Das Alte Rathaus als auch das Brocksche Palais seien „ausgezeichnet“ geeignet, die stadthistorische Ausstellung nach außen zu vertreten. Allerdings unterstütze er nur Varianten, bei dem „das Programmprofil des Potsdam-Forums nicht leidet“. Grund: „Weil ich Synergien nutzen und Gemeinsamkeiten stärken will.“ Geprüft werde auch eine gemeinsame Unterbringung von Potsdam-Museum und Potsdam-Forum im Alten Rathaus.
Über die Intentionen des SPD-Vorschlags heißt es in der Begründung: „Finanziell ergeben sich Vorteile durch die Verringerung der Standorte und die effektivere Ausnutzung der vorhandenen Gebäude.“ Deutlicher werden die Motive durch die gemäß des SPD-Antrages für die Stadtverordnetenversammlung am 7. März zu klärenden Fragen: „Welche Kosten senkenden Synergien ließen sich durch die Zusammenlegungen erreichen? Wie hoch wären die möglichen Einnahmen durch die Veräußerung der Immobilien Benkertstraße 3, Breite Straße 11, Breite Straße 13 und Hebbelstraße 1?“
Im Zuge der im Januar erfolgten Zustimmung für den Landtagsneubau am Alten Markt hatte die Stadt Zugeständnisse in Millionen-Höhe an die Linkspartei machen müssen. Jakobs kündigte daraufhin an, diese müssten durch Flächenverkäufe finanziert werden.
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