Landeshauptstadt: Trostspender nach Jackson-Tod
Potsdamer Telefonseelsorge feiert Jubiläum
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Über 8000 Mal klingelte das Telefon im vergangenen Jahr. Über 8000 Mal suchten demnach Kinder und Jugendliche 2008 Hilfe, Rat oder einfach nur jemanden zum Zuhören beim Potsdamer Kinder- und Jugendtelefon. Die Hilfseinrichtung feiert am kommenden Samstag ihr zehnjähriges Bestehen, seit 1999 gibt es das Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche. „Die Probleme der Anrufer - meist zwischen 11 und 17 Jahren alt – haben sich in dieser Zeit nicht wesentlich geändert“, sagte die KJT-Leiterin Claudia Gratz. An erster Stelle stünden nach wie vor Schwierigkeiten bei Liebe, Partnerschaft, Sexualität. Zugenommen hätten Anrufe wegen selbstverletzendem Verhalten oder Essstörungen, sagte Gratz.
Die Telefonseelsorge für Jugendliche werde in Potsdam von rund 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern bestritten. Diese erhielten anfangs eine sechsmonatige Ausbildung zur Gesprächsführung. Außerdem erhalten alle KJT-Berater sogenannte Supervisionen, bei denen das Gehörte ausgewertet und verarbeitet wird. Im Oktober startet überdies ein neuer Ausbildungskurs für jugendliche Telefonseelsorger. „Wir wissen, dass viele Heranwachsende am liebsten mit Gleichaltrigen über Probleme sprechen wollen.“ Nach der Ausbildung sollen die jungen Telefonberater zu zweit und mit erwachsener Unterstützung im Hintergrund an Samstagen an den Telefonapparaten sitzen.
Das KJT ist montags bis samstags von 15 bis 19 Uhr zu erreichen. Dabei blieben sowohl der Anrufer als auch die Berater völlig anonym, Telefonnummern würden nicht angezeigt, der Anruf auch nicht auf Telefonrechnungen dargestellt. Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, dass Anrufer stets aus der Umgebung kommen, betonte Gratz. „Bei Festnetz- Anrufen wird zur nächstgelegenen Beratungsstelle verbunden“, so Gratz. „Dieses Routing funktioniert aber nicht bei Handys.“ Die würden bundesweit vermittelt. Zwar sei ein Routing technisch möglich, aber sehr kostenintensiv, begründete die KJT-Leiterin diese Verfahrensweise.
Bei der allgemeinen Telefonseelsorge gibt es zumindest bei den Mobilfunknetzen D1 und D2 solch ein Routing, erklärte die Potsdamer Telefonseelsorge-Leiterin Beate Müller. Seit 15 Jahren bietet die unter ökumenischer Trägerschaft arbeitende Telefonseelsorge in Potsdam ihre Beratungen an. Seither, so Müller, seien 218 000 Gespräche geführt worden. Rund 90 Leute zwischen 25 und 75 Jahren sichern den 24-Stunden-Dienst an 365 Tagen im Jahr ab. Die häufigsten Anrufgründe seien Vereinsamung und psychische Erkrankungen. Ein Tag ist Beate Müller allerdings besonders im Gedächtnis geblieben: Der 25. Juni dieses Jahres. „Die Nachricht von Michael Jacksons Tod hat uns einen Tag stark beschäftigt, viele wussten offenbar nicht, wohin mit ihrer Trauer.“ Kay Grimmer
Die kostenlose Telefonnummer der Telefonseelsorge lautet 0800 111 0 111, die Telefonseelsorge für Kinder und Jugendliche ist montags bis samstags, 15-19 Uhr, unter 0800 111 0 333 erreichbar.
Kay GrimmerD
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