Sport: Tunnelblick nach China
Turbine-Spielerin Babett Peter hofft, einen der 18 Olympiaplätze zu ergattern
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Morgen geht es für Babett Peter darum, sich zu zeigen: Im letzten EM-Qualifikationsspiel muss die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen in Kassel gegen Wales antreten (live im ZDF, 16 Uhr). Dabei will sich Turbine Potsdams Verteidigerin mit einer guter Vorstellung präsentieren und ihre Chancen auf die Olympia-Teilnahme mit dem Nationalkader wahren. „Ich weiß noch nicht, ob ich eingesetzt werde. Trainerin Silvia Neid wird aber sicher einiges ausprobieren wollen, da wir ja schon für die Europameisterschaft qualifiziert sind. Wenn ich spiele, gebe ich 120 Prozent“, sagte Peter. Ihr Vereinstrainer Bernd Schröder dagegen geht fest von einem Mitwirken der 20-Jährigen aus. „Ich denke, sie wird eine Halbzeit dabei sein.“
So zurückhaltend wie sich die Abwehrspielerin in Bezug auf einen Einsatz in Kassel äußert, hat man sie in letzter Zeit im Turbine-Trikot auf dem Platz lange nicht gesehen. Ein deutliches Zeichen ihres gewachsenen Standings und des Selbstverständnisses konnte man am Sonntag beobachten: In der Partie gegen den FCR Duisburg führte der Gast aus dem Ruhrpott lange Zeit ungefährdet 1:0. Dann ergab sich mit einem Foulelfmeter für Turbine Potsdam die an diesem Tag wohl einzige Chance auf ein Tor. In dieser so wichtigen Situation nahm sich Babett Peter fraglos den Ball, schritt selbstbewusst zum Punkt und verwandelte sicher. Dabei ließ sie sich auch von den Scharmützeln Inka Grings mit der Schiedsrichterin nicht nervös machen. „Inka ist natürlich ein Fuchs. Sie weiß, dass ich jung bin und will mich verunsichern. Aber da braucht man einfach einen Tunnelblick“, meinte Peter.
Einen Tunnelblick hat sie sich auch in Bezug auf ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen zugelegt. Unaufgeregt und unverkrampft redet sie über ihre Chance. Getreu dem Motto „Dabei sein ist alles“ stellt sie keine Ansprüche, sondern will sich einfach nur über gute Arbeit auf dem Platz und während der Trainingseinheiten anbieten. „China ist für jeden Sportler ein Highlight. Gerade für mich wäre das natürlich ein Traum: Mit 20 schon an Olympia teilnehmen, das wäre super.“ Dass es klappen könnte, weiß auch die Defensivakteurin, deren Stärken ihr Bundesligatrainer im Kopfballspiel, der Übersicht und den Offensivqualitäten sieht: „Im Prinzip steht die Abwehr schon, aber die linke Abwehrseite ist noch nicht endgültig besetzt. Hier sehe ich durchaus meine Möglichkeit.“ Bernd Schröder schreibt der Sportsoldatin der Bundeswehr daher auch die größten Aussichten unter den Potsdamerinnen zu: „Aufgrund ihrer Position hat sie sicher die beste Chance dabei zu sein.“
Doch Babett Peter geht die Sache professionell an. Viele Gedanken an China, deren Causa Tibet für sie eine Sache der Politik ist, oder an die sportlichen Aufgaben, deren Austragungsorte sie teilweise von der letztjährigen WM kennt, verschwendet sie noch nicht. Vielmehr denkt sie an die Gegenwart, und in dieser will sie die Grundlagen für die Zukunft (Olympia) legen. Darum wird sie in den zehn freien Tagen zwischen Saisonende und dem DFB-Traingslager (ab 26. Juni) nur einen Kurzurlaub einlegen: „Ich will konditionell top vorbereitet in den Lehrgang gehen.“ So kann sie weiter darauf hoffen, eine der 18 Spielerinnen zu sein, die am Ende die Reise nach Peking antreten.
Benjamin Unger
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