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Landeshauptstadt: Tür vor der Nase geschlossen

2005 nahmen Klagen über Verkehrsbetrieb zu / Fast ein Viertel der 650 Beschwerden wegen fehlender Kundenfreundlichkeit

Stand:

Jeden Tag drei Beschwerden – die Potsdamer waren 2005 unzufriedener mit ihrem Verkehrsbetrieb als noch im Jahr zuvor: Rund 650 Beschwerden gingen dieses Jahr beim Verkehrsbetrieb (ViP) ein – so die Bilanz der Qualitätsmanagement-Beauftragten Susanne Schaub. Das sei „etwas mehr“ als im Vorjahr, sagte Schnaub den PNN auf Nachfrage. „Die Beschwerdefreudigkeit nimmt zu.“

Einen verärgerten Brief schrieb dieses Jahr auch Peter Gädke an den ViP. Grund für Gädkes Zorn war seine abendliche Heimfahrt am 17. November mit der Tram, die damit endete, dass seine kleine Tochter „verängstigt“ allein im Dunkeln an der Haltestelle am Stadthaus zurückbleiben musste. Der Potsdamer wollte gerade mit seinen beiden kleinen Kindern aus der Linie 92 steigen – „in ganz normalem Tempo“, als die Tür vor seiner Nase schloss und die Tram abfuhr. Gädkes siebenjährige Tochter stand bereits draußen, er selbst mit seinem sechsjährigen Sohn in der Bahn. Er sei „voller Angst“ um sein Kind zum Fahrer gerannt und habe gerufen, er solle anhalten, weil seine Tochter allein draußen stände, so Gädke. Doch der Fahrer habe nicht auf den Vater reagiert. Als Gädke an der nächsten Haltestelle, den Namen des Fahrers erfahren wollte, verweigerte dieser ihm die Auskunft: „Meinen Namen kriegen Sie nicht!“, so sein Kommentar. Den Namen oder seine Dienstnummer hätte der Fahrer angeben müssen, räumt der Fachbereichsleiter vom ViP Bernd-Michael Rabisch ein, ansonsten habe der Tram-Fahrer korrekt gehandelt. Er hätte nicht anhalten dürfen. Der Fahrgast hätte die Notbremse ziehen sollen, so Rabisch. Gädke ist dann mit dem Taxi zurückgefahren, um das Mädchen so schnell wie möglich abzuholen.

Einfach weiter sei auch ein anderer Fahrer gefahren, nachdem kürzlich eine Mutter samt Kinderwagen beim Aussteigen aus der Bahn gefallen war, erzählte eine Zeugin des Vorfalls am Hauptbahnhof. Und das, obwohl ein anderer Fahrgast ihn darauf aufmerksam gemacht haben soll. „Da kommt doch gleich die nächste Bahn!“ soll der Fahrer geantwortet haben. Dabei gilt laut Rabisch die Sorgfaltspflicht: Auch wenn alle Türen mit Lichtschranken ausgestattet sind, muss der Bahnführer sie in seinem Rückspiegel überprüfen, bevor er abfährt . Ist irgendetwas nicht in Ordnung, darf er nicht abfahren. Zumal in allen Potsdamer Straßenbahnen und fast allen Bussen die Türen automatisch nach rund vier Sekunden schließen. Laut Rabisch hätte er Hilfe für die gestürzte Frau und ihr Kind rufen müssen.

Insgesamt in 140 Fällen haben sich Potsdamer 2005 über das Fehlverhalten von Bus- und Bahnfahrern beschwert. Bei 70 000 Fahrgästen täglich „eigentlich eine gute Zahl“, findet Qualitätsmanagerin Schaub. Laut Rabisch würden alle Beschwerden mit den Fahrern besprochen, und diese „noch einmal daran erinnert, was in den Dienstvorschriften steht“. Zudem seien in diesem Jahr fast alle Fahrer zu „Fachkräften im Verkehrsservice“ geschult worden. Besonderer Schwerpunkt des Unterrichts sei das Thema Kundenfreundlichkeit gewesen. J.Wedemeyer

J.Wedemeyer

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