Sport: Turbine fehlt ein Häuptling
Das 1:1 daheim gegen Schlusslicht Freiburg ist ein Rückschlag für Potsdams Kampf um Tabellenplatz zwei
Stand:
Nur 1:1 (1:0) gegen Tabellenschlusslicht SC Freiburg – im Kampf um Tabellenplatz zwei der Frauenfußball-Bundesliga erlitt Turbine gestern daheim einen herben Rückschlag. Die Breisgauerinnen waren dem Sieg näher als die Potsdamerinnen, die nunmehr drei Spiele in Folge nicht mehr gewannen und Stürmerin Anja Mittag vorzeitig verloren: Bei einem Kopfball stürzte die Nationalspielerin so unglücklich im SC-Strafraum, dass sie sich den linken Ellenbogen auskugelte und die Elle brach (57.); sie muss nun operiert werden. „Der Punkt für Freiburg war hoch verdient. Was wir boten, hatte nichts mit Fußball zu tun“, grollte Turbine-Trainer Bernd Schröder nach dem Abpfiff.
Schon in Halbzeit eins zeigte sich der Gast vor 553 Zuschauern (Saison-Minuskulisse) dem Tabellendritten ebenbürtig. Er hatte sogar die zwingenderen Chancen, aber Susanne Hartel (14., 39.) zielte zu ungenau, und Melanie Behringers Schuss aus Nahdistanz lenkte Potsdams Torfrau Gaëlle Thalmann mit einer Glanzparade noch über die Querlatte (24.). Turbines Abwehr hatte alle Mühe. „Wir standen hinten auch nicht gut“, räumte später Babett Peter ein. Turbines Führung dagegen fiel eher überraschend: Bianca Schmidt schickte links Anja Mittag, die sich in den Strafraum durchwuselte und vors Tor passte, wo Isabel Kerschowski aus Nahdistanz einnetzte (38.).
Nach dem Seitenwechsel vergab Hartel eine weitere Riesenchance (54.), ehe ihr doch noch der Ausgleich gelang. Myriam Krüger hatte sich links durchgesetzt, und ihre Eingabe nutzte Hartel am kurzen linken Pfosten zum 1:1 (62.). Pech für Turbine, dass Schiedsrichterin Christiane Schönfeld (Schleiz-Gräfenwarth) nicht auf den Elfmeterpunkt zeigte, als Alexandra Kury im SC-Strafraum Schmidt am Trikot zu Boden zog (68.), und dass sowohl Jessica Wich (60.) als auch Schmidt (76.) und Jennifer Zietz (83.) aus Nahdistanz an Freiburgs Schlussfrau Marisa Brunner scheiterten. „Das Tor hätte ich machen müssen“, räumte Zietz später auch ein. Ein Potsdamer Sieg wäre angesichts des Spielverlaufs aber eher glücklich gewesen. „Ein Punkt in Potsdam ist sensationell für uns. Wir haben heute aber auch dafür gefightet“, erklärte Nationalspielerin Melanie Behringer, und ihr Trainer Alexander Fischinger lobte das „sehr intensive Spiel mit viel Herzblut“, seiner Mannschaft.
Gleiches konnte Bernd Schröder gestern von seinem Team nicht behaupten. „Die Spannung, mit der Freiburg ins Spiel ging, fehlte bei uns völlig“, monierte er. „Alles, was wir in den letzten Wochen geübt haben, war auf dem Platz wie weggeblasen. Was nutzt es, wenn man alle Möglichkeiten hat und die nicht ausschöpft? Wir haben beispielsweise das Passspiel trainiert und trainiert, und dann kommt kein Pass an.“ Man müsse von seiner Mannschaft mehr verlangen können, erklärte der Coach. „Wir hatten elf Spielerinnen, die jede für sich gespielt hat.“ Dies sei „eine Frage des Kopfes und des fußballerischen Geistes“, schimpfte Schröder, der nur Torhüterin Gaëlle Thalmann aus seiner Generalkritik ausnahm.
Ein weiteres Problem, das der Cheftrainer ausgemacht hat: Turbine fehlt ein Häuptling. „Wir haben keine Hierarchie in der Mannschaft“, erklärte Schröder. „Die Mannschaft ist zu brav.“ Mannschaftskapitän Jennifer Zietz beispielsweise sei „viel zu zahm“. Was die 24-Jährige nicht abstritt. „Ich habe die Rolle des Kapitäns übernommen, um mich in Situationen wie heute einzuschalten. Das ist mir heute aber nicht gelungen. Ich muss mehr daran arbeiten, auch verbal zu führen.“ Aber auch die anderen Spielerinnen hätten „viel zu sehr mit sich selbst zu tun“, beklagt der Coach. „Wir brauchen eine Spielerin, die auf dem Platz eine klare Hierarchie ansagt – und diese Spielerin werden wir für die neue Saison auch bekommen.“
Nun hat Turbine erst einmal drei Wochen Zeit, sich von der unerwarteten Punkteteilung mental zu erholen, denn wegen des Algarve-Cups (siehe unten) beginnt die Rückrunde erst am 24. März – mit Potsdams Heimspiel gegen den TSV Crailsheim.
Turbine: Thalmann; Schiewe (67. Sainio), Kameraj, Draws, Peter; Schmidt, Zietz, Kaurin, I. Kerschowski; Wich, Mittag (59. Marxkord).
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