Sport: Turbine Trainer Schröder: "Es kann ja so schlecht nicht sein"!
Dreimal in Folge wurden die Fußballerinnen von Turbine Potsdam zuletzt deutscher Meister. Doch nach dem Abgang von gleich drei Nationalspielerinnen steht der Verein vor dem Umbruch. Trainer Schröder glaubt nicht, dass es an ihm liegt, dass Spielerinnen den Verein verlassen.
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Potsdam - Bei Turbine läuft es alles andere als rund. Der deutsche Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam steht, wie bereits berichtet, vor dem größten Umbruch seiner Vereinsgeschichte. Nach den Abgängen von Babett Peter, Bianca Schmidt und Viola Odebrecht könnte der Champions-League-Sieger von 2010 in der kommenden Spielzeit erstmals seit Jahren ohne deutsche Nationalspielerin antreten. Eine Fortsetzung der beeindruckenden Erfolgsserie scheint momentan mehr als fraglich.
“Ich bedauere das schon, wenn Spielerinnen weggehen. Das sieht von außen so aus, als würden wir sie nicht halten wollen - und das ist keine gute Werbung für unsere Eliteschule, das macht einen schlechten Eindruck“, sagte Trainer-Urgestein Bernd Schröder dem Sport Informationsdienst (SID): “Auf den Positionen, wo wir die Spielerinnen verloren haben, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Niemand verliert gerne Abwehrspielerinnen.“ Mit dem Wechsel der drei Auswahlspielerinnen setzt sich in Potsdam ein Trend fort. Im vergangenen Jahr hatten die Aushängeschilder Fatmire Bajramaj und Anja Mittag den Verein verlassen. Vor allem Bajramaj, der “Popstar“ des Frauenfußballs, unter gehörigen Nebengeräuschen. Schröder attackierte daraufhin Bajramajs neuen Verein 1. FFC Frankfurt, zu dem auch Peter und Schmidt wechseln, den Berater der Spielerin und auch die Mittelfeldakteurin selbst scharf.
Dass seine Person Ursache für den erneuten Aderlass sein könnte, wies Schröder allerdings zurück. “Ich bin bei den Verhandlungen bewusst nicht dabei, damit die Spielerinnen auch offen über mich sprechen können. Wenn dann aber kein Wort fällt, wird sich auch nichts verändern“, erklärte der 69-Jährige: “Wenn es so wäre, dass ich das persönlich auf mich nehmen könnte, würde ich das machen. Aber wenn man dreimal in Folge deutscher Meister wird, kann es ja so schlecht nicht sein.“ Zuletzt sind die Aussichten auf den vierten Titel in Folge allerdings auch durch das Wechsel-Hickhack deutlich geschmälert worden. Gegen den Hamburger SV und Schlusslicht Bayer Leverkusen gab es in den beiden letzten Spielen lediglich Unentschieden. Dadurch schmolz der Vorsprung auf den ärgsten Verfolger FCR 2001 Duisburg auf drei Punkte - wobei die Duisburgerinnnen sogar noch ein Nachholspiel in der Hinterhand haben.
“Klar. Das letzte bisschen hat ganz klar gefehlt“, sagte Schröder auf die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen den schlechten Leistungen nach der Winterpause und den Wechselgedanken des Trios gab: “So etwas liegt in der Luft, das spüren sie in allen Situationen.“ Der Erzrivale aus Frankfurt ist der große Profiteur des Potsdamer Aderlasses. Der siebenmalige Meister wird in der kommenden Saison zehn DFB-Spielerinnen in seinen Reihen haben. Die Konzentration ihrer Nationalspielerinnen auf ein oder zwei Bundesligisten bereitet aber auch Bundestrainerin Silvia Neid Sorge. “Dann wären sie in der Liga nur noch ein-, zweimal pro Saison richtig gefordert. Das wäre doch recht langweilig“, sagte Neid.
Langeweile wird Schröder vor der kommenden Saison sicherlich nicht haben, dennoch lässt er sich den Spaß an seiner Arbeit nicht nehmen. “Das wird durchaus eine spannende Angelegenheit“, sagte er, und fügte mit einem Lachen an: “Und wenn wir dann doch wieder deutscher Meister werden, verstehe ich den Fußball endgültig nicht mehr.“ SID
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