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Sport: Turbines Zukunft kommt aus Namibia

Sandra Starke empfiehlt sich mit Toren. „Sie kann in Pohlers Fußstapfen treten“, sagt Trainer Bernd Schröder

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Sie ist mehrere Tausend Kilometer von zu Hause entfernt allein in Potsdam – aber Heimweh nach Namibia hatte Sandra Starke in den vergangenen Wochen noch nicht. Dazu findet die junge Kickerin ihr neues Leben an der Havel viel zu interessant und aufregend. Und auch Potsdams Frauenfußball-Verantwortlichen ist eine gewisse Aufregung eigen, wenn sie über die neue Stürmerin im Luftschiffhafen sprechen. „Sandra ist ein Rohdiamant. Sie hat alle Anlagen, einmal eine große Spielerin zu werden, aber wir müssen sie behutsam aufbauen. Wenn sie jetzt zwei, drei Jahre durchkommt, kann sie oben anklopfen“, sagt Jürgen Theuerkorn, der an der Sportschule Potsdam als Lehrertrainer für die jungen Kickerinnen zuständig ist. Und Turbines Bundesliga-Coach Bernd Schröder schwärmt: „Wir haben Sandra für Turbines Zukunft geholt. Sie hat das Zeug, einmal in die Fußstapfen einer Conny Pohlers zu treten.“

Die 13-Jährige, die seit fünf Wochen die 7. Klasse der Potsdamer Sportschule besucht und seitdem täglich mit gleichaltrigen Mädchen trainiert, ließ ihr Können erstmals in der vergangenen Woche aufblitzen. Beim Bundesausscheid „Jugend trainiert für Olympia“ trug die Stürmerin mit insgesamt 13 Toren dazu bei, dass ihre Schule in der Wettkampfklasse III Bundessieger wurde. „Um sie nicht gleich zu überfordern, habe ich sie nie durchspielen lassen. Trotzdem hat sie vor allem die wichtigen Tore gemacht“, lobt Theuerkorn seinen neuen Schützling, der in Berlin staunte. „Ich war überrascht, wie viele Mädchen hier Fußball spielen“, erzählt Sandra.

Daheim in Windhoek spielte das Mädchen, das die deutsche und die namibische Staatsbürgerschaft besitzt und Deutsch und Afrikaans gleich gut spricht, seit seinem vierten Lebensjahr Fußball. Erstes Vorbild war der zwei Jahre ältere Bruder Manfred, der damals vom Vater trainiert wurde und vor zwei Jahren an die Fußballschule Hansa Rostocks ging. Sandra Starke kickte immer mit Jungen, auch in ihrer Schulmannschaft, die in einer Art Schul-Liga Spiele austrägt. „Sie ist ein richtiges Straßenfußballkind“, meint Theuerkorn, der sie letztlich in den Luftschiffhafen holte.

Starkes Weg aus dem früheren Deutsch-Südwest nach Deutschland und speziell nach Potsdam begann mit Heinz Werner. Der einstige DDR-Oberliga- und Nationalcoach, der in den 90er Jahren auch in China tätig war und sich heute für die Trainer-Ausbildung engagiert, lernte bei Vorträgen in Namibia Sandras Eltern – Vater Richard ist dort geborener Deutscher, Mutter Karla Niederländerin – kennen, die in Windhoek eine Lüftungstechnik-Firma besitzen. Nach seiner Rückkehr fragte Werner bei Bernd Schröder an, ob der für Sandra eine sportliche Perspektive in Potsdam sehe. „Wir haben sie und ihre Mutter daraufhin eingeladen und waren schnell überzeugt“, erzählte Turbines Cheftrainer. Zweieinhalb Wochen lang machte das Mädchen im Mai das normale Tagesprogramm der Sportschülerinnen mit – vom Aufstehen um kurz nach sechs über die Schulstunden bis zum letzten Training am späten Nachmittag. Dabei überzeugte Starke durch ihren großen Willen und ihre Handlungs-Schnelligkeit auf dem Fußballplatz. „Jürgen Theuerkorn konnte mich schnell davon überzeugen, dass wir sie her holen“, meint Schröder jetzt. Theuerkorn erinnert sich: „Als ich ihr damals sagte, dass wir sie gern hier hätten, hatte sie Freudentränen in den Augen. Und Sandra selbst erzählt: „Es hat mir hier gleich gefallen und ich wollte unbedingt herkommen.“ Das Training in den letzten Wochen habe ihr merklich gut getan, in der Schule komme sie gut mit. „Zu Hause hatten wir einen ähnlichen Stoff.“

Von der deutschen Bundesliga träumt die junge Kickerin noch nicht. „Aber neugierig darauf bin ich schon“, gesteht Starke, die einmal wöchentlich mit den Eltern in Windhoek telefoniert – und dabei immer noch viel Neues zu berichten hat.

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