Aus dem GERICHTSSAAL: Turbulenzen nach Busstopp Polizeibeamten angegriffen – 1800 Euro Strafe
Als Werner W.* (59) zu Dienstbeginn in seinen Bus stieg, war alles so wie immer.
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Als Werner W.* (59) zu Dienstbeginn in seinen Bus stieg, war alles so wie immer. Der offensichtlich Angetrunkene, der an diesem 10. Dezember 2011 im Fahrzeug Platz genommen hatte, schien keine Probleme zu bereiten. Die obligatorische Tour von Potsdam nach Teltow verlief normal. Doch in der Oderstraße hatte es einen schweren Verkehrsunfall gegeben. Havelbus-Fahrer Werner W. musste seinen 18-Tonner stoppen. Er informierte die Fahrgäste, dass an ein Weiterkommen vorläufig nicht zu denken sei. Dann öffnete er die Vordertür, damit all jene gefahrlos aussteigen können, die ihr Ziel anderweitig erreichen wollten. Plötzlich lief die Sache aus dem Ruder. Der Alkoholisierte forderte die Weiterfahrt, wurde ausfallend und aggressiv. Der Busfahrer rief einen der Polizisten von der nahen Unfallstelle zu Hilfe. Tränengas wurde eingesetzt, Handschellen klickten.
Jetzt saß der renitente Fahrgast Torsten T.* (43) wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie Beleidigung auf der Anklagebank – völlig zu Unrecht, wie der Erwerbsunfähigkeitsrentner zu Prozessbeginn beteuerte. Doch Amtsrichter Francois Eckardt glaubte den Aussagen der Zeugen und verurteilte den Potsdamer zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 20 Euro. Ihm wurde gestattet, die Summe von 1800 Euro in Raten zu zahlen.
„Der Busfahrer hätte an der Unfallstelle vorbeifahren können“, behauptete der Angeklagte. „Aber er sagte, wir sollen alle aussteigen und mit anderen Verkehrsmitteln weiterfahren. Mein Fahrschein war fast abgelaufen, ich hatte kein Geld mehr. Da ist es zum Disput gekommen.“ Nach wie vor sei ihm unverständlich, wieso der Busfahrer die Polizei rief, erklärte der damals Obdachlose. „Ich habe niemanden angegriffen und keinen beleidigt.“
„Die Person im Bus war ziemlich alkoholisiert“, erinnerte sich der Polizeibeamte Robert R. (29) vor Gericht. „Ich fragte den Mann nach seinem Ausweis, da schlug er meine Hand weg. Es kam zum Gerangel. Er beschimpfte mich unter anderem als Drecksbulle und Arschloch und war nicht dazu zu bewegen, den Bus zu verlassen. Fahrgäste kamen mir zu Hilfe und es gelang uns, ihn hinauszubugsieren“, so der Polizeizeuge. Draußen seien dem Aufmüpfigen Handfesseln angelegt worden. „Pfefferspray kam meinerseits auch zum Einsatz“, räumte der Polizist ein. Im ohnehin schon an der Unfallstelle stehenden Krankenwagen seien dem mit knapp 1,5 Promille Betrunkenen die Augen ausgespült worden.
Busfahrer Werner W. wurde von dem Angeklagten als Penner bezeichnet, verzichtete aber auf eine Anzeige wegen Beleidigung. Ohnehin weist das Strafregister des Potsdamers bereits die stattliche Anzahl von 18 Einträgen auf, unter anderem wegen zahlreicher Diebstähle, Hausfriedensbruchs, fortgesetzten Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Körperverletzungen. Mehrfach saß er im Gefängnis.
„Der Anklagevorwurf hat sich in vollem Umfang bestätigt“, betonte der Staatsanwalt. Die Widerstandshandlung gegen den Polizeibeamten läge jedoch im unteren Bereich, sodass sie mit einer – allerdings geharnischten – Geldstrafe geahndet werden könne. (*Name geändert.) Hoga
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