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Aus dem GERICHTSSAAL: Turbulenzen um eine „Blitzertonne“ in der Ribbeckstraße

Zwei unterschiedliche Versionen des Geschehens / Urteilsspruch wird für den 27. Februar erwartet

Stand:

„Nur eine Version kann stimmen“, konstatierte Amtsrichter Wolfgang Peters am Schluss des gestrigen Verhandlungtages. Der sollte eigentlich auch der einzige sein. Doch plötzlich zauberte Ralf R.* (45), angeklagt wegen übler Beleidigungen eines Mitarbeiters der Bußgeldstelle, einen Zeugen aus dem Hut, der seine Schilderung des Tathergangs stützen könne. Um Nägel mit Köpfen zu machen, lud der Vorsitzende zum zweiten Termin am 27. Februar außer diesem nun auch die beiden Polizeibeamten, die Ralf R. am Vormittag des 8. April 2006 in Bornstedt einen Platzverweis erteilt sowie die Anzeige des Ordnungsamts-Angestellten aufgenommen haben sollen.

Aus Wut darüber, dass er mit weit überhöhter Geschwindigkeit im verkehrsberuhigten Bereich der Ribbeckstraße von einer „Blitzertonne“ registriert wurde, soll Ralf R. den Beamten, der das Messgerät bediente, mit Ausdrücken der Fäkalsprache bedacht, sodann entgegen kommende Fahrzeuge angehalten, gewarnt und einen erheblichen Stau verursacht haben. „Wir hatten an diesem Tag eine ganz edle Sache im Krongut“, berichtete Ralf R. – Veranstalter von Oldtimer-Shows und bereits wegen Beleidigung vorbestraft. „Bei solchen Gelegenheiten wird in der Ribbeckstraße immer geblitzt.“ Als er sich die „Tonne“ aus reiner Neugier anschaute, habe er festgestellt, dass sie nicht ordentlich justiert gewesen sei. Dies habe er im Bild festhalten wollen, sei jedoch von dem Stadtangestellten daran gehindert worden. „Kurz darauf kam mir ein Bekannter in seinem Auto entgegen. Er hielt an, und ich sagte ihm, dass da vorn geblitzt wird“, so der Angeklagte. Da habe der Mann vom Ordnungsamt gedroht, ihnen „ein paar aufs Maul“zu hauen, falls sie weiterhin die Straße blockieren würden.

„Als der Angeklagte merkte, dass er geblitzt wurde, begrüßte er mich mit den Worten ,Du alte Drecksau hast wohl nichts anderes zu tun““, hielt Wolfgang W.* (53) von der Bußgeldstelle dagegen. „Dann stellte er sich vor das Messgerät, stoppte alle Autos und warnte die Fahrer.“ Weil sich die Fahrzeuge bis in die Potsdamer Straße stauten, Ralf R. zunehmend lauter und aggressiver wurde, habe er die Polizei um Amtshilfe gebeten. Die habe Mühe gehabt, den Mann zu bändigen. „Als die Beamten wieder weg waren, entfernte er die Schutzfolie von dem Messgerät und bedachte mich erneut mit wüsten Worten. So etwas habe ich in den sieben Jahren meiner Tätigkeit noch nicht erlebt.“ Die ganze Aktion soll sich bis zur Mittagszeit hingezogen haben. „Das kann nicht stimmen“, parierte der Angeklagte. „Die Veranstaltung im Krongut begann um 9 Uhr. Da musste ich präsent sein. Und Polizisten habe ich keine gesehen.“ (*Namen geändert.) Hoga

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