Landeshauptstadt: Turmbau ab 2012 möglich
„Ziegelwand-Aufbau“ für die Garnisonkirche
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Innenstadt - Die Potsdamer Garnisonkirche wird in einem „Ziegelwand-Aufbau“ errichtet und sich damit vom als Landtag wiedererrichteten Stadtschloss unterscheiden. Darüber informierte gestern Thomas Albrecht vom Architekturbüro Hilmer & Sattler und Albrecht. Der Landtag entsteht als Betonkonstruktion, dem der Nachbau der historischen Fassade äußerlich angefügt wird. Hinsichtlich eines Baustarts für den Turm erklärte Peter Leinemann, Geschäftsführer der Garnisonkirchen-Stiftung: „Wir sind hoffnungsfroh, im nächsten Jahr anfangen zu können.“ Ziel ist es, den Turm bis 2017 fertigzustellen, zum 500. Jahrestags des Thesenanschlags von Martin Luther.
Trotz der Verwendung traditioneller Ziegelsteine werde sich die neue Garnisonkirche nur „zu 98 Prozent“ dem Originalbau von Philipp Gerlach annähern, erklärte Albrecht, „mehr nicht“. Bei der gestrigen Vorstellung der künftigen Planungsaufgaben unter der Federführung von Hilmer & Sattler und Albrecht erklärte Albrecht: „Die Alten wussten es besser – das gilt fürs Kuchenbacken, nicht beim Bauen“. So habe es „die Wissenschaft der Statik“ in der Entstehungszeit der Barockkirche zwischen 1730 und 1735 noch gar nicht gegeben. Hinzu käme das moderne Baurecht, etwa die Anforderungen an die Wärmeisolierung. Zudem soll der wiedererrichtete Turm einen Fahrstuhl erhalten, der zu einer Aussichtsmöglichkeit hinaufführt, informierte Albrecht. Aber auch das Raumprogramm „ist völlig anders als es früher war“, ergänzte der Vorsitzende der Fördergemeinschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, Johann-Peter Bauer. Bereits der Turm soll wieder eine Kapelle enthalten und für die inhaltliche Arbeit Platz bieten. Bauer: „Es wird nicht nur ein einfaches Denkmal.“
Das Büro Hilmer & Sattler und Albrecht ist nach einer europaweiten Ausschreibung mit elf Bewerbern ausgewählt worden, den Turmbau bis Jahresende komplett zu planen. Bis Ende Juli entstehen nach Auskunft von Christian Franke, Projektsteuerer von der Firma „teamproject“, zunächst mehrere Varianten, aus denen bis Jahresende ein favorisierter Entwurf ausgewählt wird, der Grundlage für einen Bauantrag ist.
Zur Streitfrage barocke Rekonstruktionen versus moderne Architektur erklärte Albrecht, die Frage erinnere an die früher oft gestellt Abituraufsatzfrage, ob Schulen oder Krankenhäuser gebaut werden sollten. Die Antwort könne nur lauten: „Beides.“ Jeweils da, wo es Sinn mache. Die Garnisonkirche werde aus einem Grund errichtet: „Es war eine schöne Kirche.“ Andererseits, so Albrecht: „Niemand baut einen barocken Flughafen.“ Guido Berg
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