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Landeshauptstadt: Turmfalken unterm Palmwedel

Durch Nistkästen erhalten diese Greifvögel in den Potsdamer Parken eine neue Chance

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Durch Nistkästen erhalten diese Greifvögel in den Potsdamer Parken eine neue Chance Soeben hat Uwe Dommaschk in 20 Meter Höhe den Nistkasten mit einem Gurt festgezurrt, da kreist schon der erste Greifvogel über der uralten Esche am Chinesischen Teehaus. Doch der Hobbyornithologe winkt ab: „Das ist ein Bussard ...“ Der Kasten soll aber Turmfalken eine Brutmöglichkeit geben. Sie leben schon seit einigen Jahren auf dem Teehaus unter einem die Kuppel zierenden vergoldeten Palmwedel. Im Vorjahr hat sich das Paar sogar an dem inzwischen angebrachten Vogelabweiser vorbeigequetscht, um seinen Brutplatz zu behaupten. Dommaschk, der als Gärtner in der Stiftung arbeitet, hofft ihnen mit dem Nistkasten eine bequemere Alternative anbieten zu können. Werden die Falken sie annehmen? Diese spannende Frage stellt sich auch im Babelsberger Park, auf dem Pfingstberg, am Ruinenberg und im Kiefernwäldchen am Belvedere Klausberg. Dort wurde die Entfernung toter Äste an alten Bäumen genutzt, um insgesamt sechs solcher Hilfen anzubringen. Mit Hubgeräten und Leitern wurden die Kästen bis in 25 Meter Höhe gebracht. „Eigentlich müssten diese Angebote den Turmfalken entgegen kommen“, erläutert Dommaschk, „denn sie bauen keine Horste, nutzen vielmehr Maueröffnungen oder okkupieren Krähennester.“ In den letzen Jahrzehnten fanden sie in den schadhaften Gemäuern der Belvederes rings um Sanssouci jede Menge Brutmöglichkeiten – doch diese fetten Jahre sind für sie mit der Sanierung und Restaurierung der Aussichtsbauwerke vorbei. In einem Vortrag vor der Potsdamer Fachgruppe Ornithologie des Naturschutzbundes (NABU) hatte der Greifvogelschützer Michael Zerning bedauert, dass die eleganten Flieger ihre Reviere in den Weltkulturerbeparks aufgegeben haben. Das brachte Uwe Dommaschk auf die Idee, sie durch Nistkästen wieder anzulocken. In Sven Hannemann, dem Parkrevierleiter für Sanssouci, fand er einen Verbündeten. „So können wir eine Vogelart zurückholen, die den Parken verloren gegangen war. Und die Hauptnahrung der Falken, Mäuse, gibt es hier und in der angrenzenden Feldflur mehr als genug.“ Tischlerlehrlinge des Schirrhofes bauten die Kästen, teils aus massiver Eiche, teils aus verleimten Sperrholzplatten. Dommaschk sorgte dafür, dass am 30 mal 40 Zentimeter großen Einflug ein Bord vorgebaut wurde. Beim Wegfliegen bringen die Falkeneltern nämlich manchmal durch ihren Flügelschlag die Eier ins Rollen, die dann herabstürzen und auf der Erde zerschellen. Gewartet werden müssen die Turmfalkenkästen nicht. Dommaschk hat nur etwas Sand oder Sägespäne hineingetan, worin die Vögel die Eier einbetten. Allenfalls werden die Befestigungsbänder mal nachgezogen. Diese Arbeit verrichten natürlich nicht die Schüler der Arbeitsgemeinschaft „Junger Ornithologen, die seit 1991 unter Leitung von Manfred Miethke die etwa 140 Nistkästen für Singvögel in Sanssouci, im Neuen Garten und im Park Babelsberg betreuen. Sie werden von mehr als 100 Meisenpaaren, Kleibern, Gartenrotschwänzen, Trauerschnäppern und Feldsperlingen bewohnt. Neben den Höhlenbrütern zählen zur reichen Vogelwelt der Potsdamer Parke auch viele andere Arten, so im Park Babelsberg 25 und im Neuen Garten 18 Nachtigallenpaare.

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