Landeshauptstadt: „U-Bahn in der Zeppelinstraße“ Fahrgastforum beim Verkehrsbetrieb zum Thema Tram-Lärmbelastung
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Von Detlef Gottschling Körperschall und Radreifen, Drehgestelle und Schallabsorber – die Potsdamer Straßenbahnkunden entwickeln sich zunehmend zu Technikspezialisten. Und gut 40 davon drängten sich am Donnerstagabend auf den Stühlen in der Kantine des Verkehrsbetriebes an der Wetzlarer Straße zum ersten Fahrgastforum. Thema: Geräusche der Straßenbahnen. Geschäftsführungs-Assistentin Susanne Schaub moderierte, und Technikchef Bernd Taenzer stand bereit für Erklärungen. Auf Zurufe wurde schnell eine Karteikartensammlung mit den Hauptproblemen erstellt, an Pinwände geheftet und – eine kurze Pause eingelegt. Zur Sammlung der Argumente und Zuordnung der Themenfelder: Anordnung der Sitze, Gleisvibrationen, Abfahrtsignale, Käferkurve, Rollgeräusche – eine lange Liste. Dann war wieder das Auditorium gefragt: Zunächst sollte jeder, ausgerüstet mit drei roten Klebepunkten, kennzeichnen, was am wichtigsten erscheint. Und eine weitere Wertung war nötig: Diesmal mussten gelbe Punkte herhalten – für die Probleme, die vom ViP zuerst angepackt werden sollen. Schließlich waren noch blaue Kullern zu verteilen für die Dinge, die ruhig noch etwas Zeit haben. Den unrühmlichen Spitzenreiter machte dabei die so genannte Gefäßgröße, besser: das Platzangebot in den Combinos. Zwölf „Wichtig-Nennungen“ und nochmals 16 Sofortlösungen leuchteten an der Wand. Gleisvibrationen mit acht zu vier und Rollgeräusche mit acht zu zwei gehörten ebenfalls zu Favoriten. Radreifen und Flachstellen an den Rädern bekamen gar zehn Sofort-Lösungs-Punkte. Die Geräuschkulisse im Allgemeinen punktete zehn Rote, drei Gelbe und 14 Blaue. Resümee: Es muss etwas unternommen werden. Bernd Taenzer schaltete nun den Video-Beamer dazu und erklärte per Computer-Präsentation die Zusammenhänge aus seiner Sicht. Ja, beide Bahnen-Typen bleiben in Potsdam unter den gesetzlich festgelegten Lärm-Grenzen. Und die Combinobahn ist sogar noch etwas leiser als die alten Tatras. Wohlgemerkt – bei der Luftschallmessung. Das hatten einige der Anwesenden schon so in zwei Fachausschüssen gehört. „Siebeneinhalb Meter von der Gleisachse entfernt und in ein Meter zwanzig Höhe – so verlangt es die Vorschrift", erklärte Taenzer die Messmethode. Und man habe auf Höhe des Hauses Nr. 13 in der Puschkinallee auch herausgefunden, dass die Combinos tiefere Töne liefern als die Tatra-Bahnen. Körperschallmessungen habe man aber nicht durchgeführt. „In der Zeppelinstraße haben wir wahre U-Bahn-Geräusche in den Häusern“, fügte dem eine Stimme aus der Zuhörerschaft hinzu. Das sei kein Quietschen, Schlagen oder Rumpeln – das sei tiefes Brummen. Das dies mit Luftschall nichts zu tun haben könne, räumte auch Taenzer ein: „Körperschall liegt um die 80 Hertz.“ Ob sich diese Frequenzen abstellen ließen, so auf eine weitere Anfrage, das müsse man mit dem Hersteller, mit Siemens, klären. Zunächst konzentriere man sich auf die Schallschürzen – ein Forschungsprojekt das parallel zu Absorbtionsmaterial im Fahrwerksbereich getestet werden soll. Fast hatte es den Anschein, als wären die Leute zufrieden gestellt. Doch das Eingeständnis, dass die Luftschallmessungen beim Tempo 20 bis 27 Kilometer pro Stunde erfolgt sind und die Werte dann nur hochgerechnet wurden, löste erneut Nachfragen und Skepsis aus. Eine bunte, lange Punkte-Liste mit Hausaufgaben nahmen die ViP-Verantwortlichen mit. Das nächste Fahrgastforum zum Thema Linienführung und Fahrpläne findet am 18. September, 18 Uhr, beim Verkehrsbetrieb in Potsdam (ViP), Wetzlarer Straße, statt.
Detlef Gottschling
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