Landeshauptstadt: Über den Umgang mit Lorbeeren
Orangeriechef Hartmut Hiller seit vier Jahrzehnten in Sanssouci
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Orangeriechef Hartmut Hiller seit vier Jahrzehnten in Sanssouci Von Erhart Hohenstein Mit rund 140 Jahren sind die bis zu sieben Meter hohen Phönixpalmen die „Methusalems“ unter den 680 Kübelpflanzen, die im Sommer die Potsdamer Parks schmücken und dann in der Orangerie überwintern. Damit kann Hartmut Hiller nicht konkurrieren, aber mit einer 40-jährigen ununterbrochenen Tätigkeit bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten stellt der Orangerieleiter am 1. September ebenfalls einen Rekord auf. Der junge Hartmut Hiller wäre gern Chemiker geworden, außerdem holte er erste Lorbeeren als Radsportler und später als Langstreckenläufer. Da nicht alle Blütenträume reiften, trat er beruflich dann doch in die Fußtapfen seiner Eltern, die in Teltow eine Gärtnerei betrieben. Er nahm in der Parkgärtnerei am Kuhtor eine Lehre auf und ist Sanssouci seitdem treu geblieben. Nach dem Studium an der Ingenieurschule für Gartenbau in Werder (Havel) wurde er bereits im Sommer 1973 zum Leiter der Orangerie bestellt. Damals gab es hier etwa 350 Kübelpflanzen. Seitdem hat sich der Bestand fast verdoppelt, aber Hiller könnte sich durchaus ein weiteres Anwachsen der Zahl vorstellen: „Am Neuen Palais, im Sizilianischen Garten und anderswo sollten freie Flächen mit Orangeriegewächsen geschmückt werden“, erklärt er. „Immerhin gab es zu Zeiten Friedrich Wilhelms IV. schon einmal etwa 1000, allerdings meist Zitrussträucher.“ Heute sind Lorbeeren der Stolz der Gärtner, denn mit 250 Exemplaren besitzt die Potsdamer Orangerie deutschlandweit eine der größten Sammlungen. Um so ärgerlicher, wenn der Sturm wie kürzlich am Neuen Palais einen 130-jährigen, fast zwei Tonnen schweren Baum umwirft und Äste wegbrechen. Hilfsbereite Spaziergänger versuchen manchmal, ihn wieder auf die Füße zu stellen. „So gut das gemeint ist, knicken dabei meist weitere Zweige ab“, erläutert der Orangeriechef. „Man sollte die Bäume deshalb liegen lassen und uns verständigen.“ Vier bis fünf Jahre braucht solch ein gefallener Lorbeer, um sich unter den pflegenden Händen der Gärtner zu erholen. Hartmut Hillers Ehrgeiz ist, dass nicht eine der Kübelpflanzen eingeht. Zu heiße oder zu kalte Witterung, Stürme und Gewitter, aber auch Schädlinge wie Lorbeerblattfloh und Schildlaus sind dabei seine natürlichen Feinde. Dagegen ist das Verständnis der Besuchermehrheit für Schönheit und Schutzwürdigkeit der Orangeriegewächse gestiegen. „Mutwillige Beschädigungen sind seltener geworden“, stellt der Gartenbauingenieur fest. Er darf nun ebenfalls darauf hoffen, dass die Pflanzen, die im Winter dicht an dicht stehen, bald mehr Platz bekommen. Die vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv geräumte östliche Pflanzenhalle der Orangerie in Sanssouci soll wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden. Die Auflockerung würde auch winterliche Führungen durch das Pflanzenhaus ermöglichen, ein viel geäußerter Publikumswunsch. Wenn Hartmut Hiller aus Sanssouci nach Hause zurückkehrt, hat er von Pflanzen noch lange nicht genug. Auf dem einstigen elterlichen Gärtnereigrundstück besitzt er eine Sammlung von Efeu (etwa 160 Sorten), Fuchsien (100), Pfingstrosen (90), Kamelien (60) und zahlreichen anderen Blumenschönheiten. Seine Frau, mit der er über 30 Jahre verheiratet ist, hilft ihm bei der Pflege. Keine BUGA, IGA oder LAGA, von der Hiller nicht mit Goldmedaillen oder sogar Ehrenpreisen für seine Neuvorstellungen heimkommt. Seine Bücher über Fuchsien und über Kübelpflanzen sind für viele Gartenfreunde zum Ratgeber geworden. Efeu und Lantanen werden die Hauptdarsteller der nächsten beiden Buchveröffentlichungen sein.
Erhart Hohenstein
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