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Andre Pollmächer im Training auf den Belmeken. Morgen will er sich beim Frankfurt-Marathon als bislang einziger deutscher Läufer für London 2012 qualifizieren.

© Olaf Möldner

Sport: Über Frankfurt nach London

Deutschlands bester Läufer André Pollmächer trainiert in Potsdam – morgen will er das Olympia-Ticket

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Der Weg nach London führt über Frankfurt. Für Flugreisende mag das eine sichere Navigation und ein gewohntes Check-In-Prozedere sein. André Pollmächer will morgen indes das Ticket für London zunächst in der Main-Metropole lösen: Beim Frankfurt-Marathon möchte sich der 28-Jährige für den Olympischen Marathon in London 2012 qualifizieren.

„Projekt London“ hat der gebürtige Riesaer sein Vorhaben überschrieben und sein Leben darauf ausgerichtet. Dafür ist er im vergangenen Jahr nach Potsdam gezogen und hat sich „kompromisslos dem Leistungssport verschrieben“, wie er selbst sagt.

Dabei hatte er die Laufschuhe bereits in die Ecke gestellt. Dass er nach 2009, nachdem er in Düsseldorf mit 2:13:09 Stunden seinen bis dato schnellsten Marathon lief und bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin 18. wurde, seine Karriere für beendet erklärte, hatte zumindest die deutsche Lauf-Fachwelt überrascht und ratlos gemacht. Pollmächer war so etwas wie ein Hoffnungsschimmer einer Nation, die zwan ’zig Tausend Laufbegeisterte, aber keinen Läufer mit annähernd internationalem Format hat. Und auch wenn die Weltspitze mit deutlichem Abstand vor Pollmächer lief und läuft – da war einer, dem man Zeiten zutraute, die lange kein Deutscher mehr gelaufen war.

Pollmächer erklärt seine einjährige Auszeit mit dem verlockenden Angebot, für seinen damaligen Verein LAC Chemnitz den Posten des Landestrainiers zu übernehmen – als Nachfolger von keinem geringeren als seinem eigenen Trainer Bernd Dießner. Der einstige Mittelstrecken-Coach des ASK Vorwärts Potsdam, der u.a. Jens Peter Herold zu Olympia-Bronze geführt hatte, formte auch Pollmächer zu einem Spitzenläufer: 2007 gewann der damalige Chemnitzer über 10 000 Meter den Europacup. Als Trainer zu arbeiten empfand Pollmächer als reizvolle Aufgabe und entgegen der Ratschläge von Freunden und seiner Eltern entschied er sich, seine Laufbahn als Athlet zu beenden.

Zu seinem Comeback führten mehrere Umstände. Zum einen wurde die Chemnitzer Trainerstelle gestrichen, „zum anderen merkte ich, dass ich das Ende meiner Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht hatte, Kopf und Beine waren absolut erholt“, meint Pollmächer. Im Nachhinein betrachtet er die einjährige Pause als „absolut förderlich“. Und als der ehemalige Potsdamer Weltklasse-Geher Ronald Weigel neben seiner Funktion als Geher-Bundestrainer auch die Marathonläufer unter seine Fittiche nahm, war das für Pollmächer ausschlaggebend für eine Rückkehr ins Trainings- und Wettkampfgeschäft. Durch die gemeinsame und auch harte, trainingsintensive Zeit mit Erfolgstrainer Dießner sowie von dessem Motto „Man hat nur einmal im Leben die Chance, Leistungssport zu machen!“ geprägt, fand Pollmächer bei Weigel eine Philosophie und ein Trainingssystem wieder, „das ich selbst für das beste und effektivste halte“. Nach Potsdam zu ziehen, wo Weigel am Olympiastützpunkt im Luftschiffhafen erfolgreiche Arbeit im Geher-Nachwuchs leistet, war für Pollmächer nur konsequent. „Bessere Laufbedingungen kenne ich in Deutschland nicht“, schwärmt er inzwischen. „Überall Wald, flache und profilierte Strecken, eine super Infrastruktur mit Halle, Stadion, Physio.“ Sein Wettkampf-Comeback war vielversprechend: Im April wurde er Deutscher Halbmarathon-Meister, einige Wochen später lief er beim Europacup über 10 000 Meter auf den dritten Platz.

Der Plan A für das „Projekt London“ beinhaltete Trainingslager in Portugal, Südafrika, auf den Belmeken in Bulgarien und zuletzt in St.Moritz – und morgen Frankfurt als Ticketstation. 2:12:00 Stunden gelten als internationale Norm für die Marathondistanz. Bisher hat sie kein deutscher Läufer erfüllt, zuletzt scheiterte Falk Cierpinski beim Berlin-Marathon an dem Versuch. Pollmächer ist durch sein Training selbstbewusst: „Wenn die Norm nicht drin wäre, würde ich nicht an den Start gehen“, sagt er.

„Es gib auch einen Plan B“, sagt Pollmächer. Aber den Umweg nach London will er sich sparen - die beste Route führt direkt über Frankfurt.

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