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Aus dem GERICHTSSAAL: „Über Löffel balbiert!“

Ex-Polizist akzeptierte Strafbefehl doch noch / Überholt und genötigt oder ausgebremst

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Aus dem GERICHTSSAALEx-Polizist akzeptierte Strafbefehl doch noch / Überholt und genötigt oder ausgebremst Gerd G.* (66) soll am 14. April 2004 mit seinem Mercedes am Dreieck Potsdam ein anderes Auto derart bedrängt haben, dass dessen Fahrer eine Notbremsung einleiten musste, um einer Kollision zu entgehen – sagt zumindest der Strafbefehl der Staatsanwaltschaft. Gerd G. – Polizeibeamter im Ruhestand – behauptet etwas ganz anderes: „Ich fuhr auf der Mittelspur und war gerade dabei, eine Kolonne von Fahrzeugen zu überholen.“ Nachdem er den Blinker gesetzt und nach links ausgeschert sei, habe sich ihm auf eben dieser Fahrspur ein Transporter mit hoher Geschwindigkeit genähert. „Der Fahrer hat die Lichthupe betätigt und mich genötigt, meinen Überholvorgang abzubrechen“, berichtet der Rentner vor dem Amtsgericht. „Wenig später versuchte ich dann erneut, an den vor mir fahrenden Autos vorbeizukommen. Da schloss der immer noch links fahrende Transporter wieder bis auf wenige Zentimeter auf. Ich sagte noch zu meiner Frau: Der sitzt mir gleich im Getriebe“, erinnert sich der wegen Nötigung im Straßenverkehr Angeklagte. Wieder sei er auf die Mittelspur gefahren, um einen Unfall zu vermeiden. Im selben Moment habe ihn der Kleinlaster überholt, sich dann dermaßen knapp vor ihm eingeordnet, dass er eine Notbremsung einleiten musste. „Wenn hier jemand genötigt wurde, dann war ich das doch wohl “, betont der Ex-Ordnungshüter. Ben B.* (35) hat in der Rückschau eine ganz andere Sicht auf die Ereignisse jenes Tages. „Der Mercedes fuhr überraschend auf die linke Spur“, berichtet der Installateur. „Ich dachte, er hat mich nicht gesehen. Deswegen habe ich die Lichthupe betätigt.“ Statt Gas zu geben, habe sich der Angeklagte zu einer „schikanösen Fahrweise“ entschlossen. „Er schlich wie eine Schnecke auf der linken Spur. Ich hatte keine Chance, an ihm vorbeizukommen. Als der Mercedes dann endlich nach rechts herüberzog, dachte ich, jetzt sei die Gelegenheit günstig, ihn zu überholen. Kaum war ich auf der mittleren Spur, wurde ich von dem Fahrer wieder überholt, danach so kurz ausgebremst, dass ich dachte, mein letztes Stündlein hat geschlagen“, so der Zeuge. „Ich habe mich richtig verhalten“, glaubt Gerd G. und wehrt sich gegen den Vorschlag des Gerichts, seinen Einspruch gegen den Strafbefehl zurückzunehmen. Nach einer kurzen Pause stimmt er zähneknirschend doch zu. „Trotzdem fühle ich mich über den Löffel balbiert“, grollt er. Der Malteser Hilfsdienst freut sich indes über 400 Euro. (Namen geändert.) Hoga

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