Aus dem GERICHTSSAAL: Über zwei Jahre Haft für Faustschlag
19-Jähriger in Roseggerstraße durch zwei Betrunkene schwer verletzt
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Die Lippe ist taub, sein linkes Auge tränt. Eine Platte – unter dem Jochbein eingesetzt – stabilisiert den gebrochenen Knochen. Noch heute beschleicht Tim T. * ein mulmiges Gefühl, hört er nachts draußen Stimmen. Der 19-Jährige wurde am Abend des 27. November 2006 in der Roseggerstraße von zwei Betrunkenen brutal zusammengeschlagen und -getreten, nachdem er zuvor nach Geld gefragt wurde. Er erlitt eine Gehirnerschütterung, einen Jochbeinbruch, eine Platzwunde am Hinterkopf und Prellungen am ganzen Körper, verbrachte eine reichliche Woche im Krankenhaus.
Bert B.* (23) – einer der Täter, u. a. vorbestraft wegen gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung, Rauschgiftbesitzes, gefährlicher Körperverletzung sowie schweren Raubes, zudem unter Bewährung stehend, wurde gestern zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Entgegen der ursprünglichen Anklage wegen versuchter räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung ging das Schöffengericht von vorsätzlichem Vollrausch aus. Die rechtsmedizinische Gutachterin konnte nicht ausschließen, dass Bert B. bei einer Promillezahl zwischen 2,34 und 2,74 zur Tatzeit nicht mehr Herr seiner Sinne war.
Sein vermeintlicher Komplize Mike M.* (20) muss sich demnächst ebenfalls vor Gericht verantworten. Im Zeugenstand bestritt er gestern jegliche Tatbeteiligung. Bert B. berief sich auf einen Filmriss, bedingt durch den zuvor im Übermaß genossenen Alkohol. Es könne durchaus sein, dass er zugeschlagen habe, räumte der Angeklagte ein, entschuldigte sich bei dem Opfer sichtlich betroffen für die schlimmen Folgen.
Dieses war an jenem Abend auf dem Weg von der Mutter zur Freundin, als es in einer dunklen Ecke von einem der Täter festgehalten wurde, während ihm der andere einen Faustschlag ins Gesicht versetzte. „Ich sah nur noch Sternchen und ging zu Boden“, berichtete Tim T. Dort sei er weiter geschlagen und getreten worden. Zwei hinzukommende Studenten verhinderten möglicherweise Schlimmeres. Einer alarmierte die Polizei, verfolgte dann die sich auffällig langsam entfernenden Schläger, die dabei gegen Haltestellen und Papierkörbe traten, Fahrräder umrissen. Der andere kümmerte sich um den blutenden Tim. „Die waren so lustig, als ob ihnen die ganze Sache am Arsch vorbeigehen würde“ , berichtete ein Polizeibeamter, der das randalierende Duo in der Zeppelinstraße stellte. Noch zwei Stunden nach der Tat hatte Bert B. einen Blutalkoholwert von 2,14 Promille. Er sitzt seit dieser Nacht in Untersuchungshaft. (*Namen geändert.) Hoga
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