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Landeshauptstadt: Überall lauern Felgenkiller

Tücken beim Einkaufen mit dem Rad

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So richtig in Gang kommen wollte der Informationsstand „Einkaufen mit dem Fahrrad“ gestern im Stern-Center nicht. „Ich bin Autofahrer“, wehrte ein herannahender Besucher eine ihm angebotene Broschüre ab. Doch Axel Dörrie, verantwortlich für den Fahrradverkehr in Potsdam sowie Jost Kremmler und Karl-Heinz Lehmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) blieben hartnäckig.

„Viele der Center-Besucher sind mit dem Auto hier“, sagt Dörrie, „die Höhle des Löwen quasi“. Das liege daran, dass die Radwege zwischen der Innenstadt und dem Einkaufstempel dürftig seien, weiß Lehmann. Vor allem in der Großbeerenstraße stadteinwärts seien die Radwege nur durch Markierungen von der Straße getrennt. „Besser als gar nichts“, sagt Kremmler. Am Stern-Center selbst sehen die Bedingungen für Radler besser aus. „Vor den Eingängen gibt es gute Fahrradbügel in ausreichendem Abstand“, lobt Dörrie. Die Ständer müssen von den Händlern selbst aufgestellt werden, sofern es sich nicht um öffentliche Plätze handelt.

Vor zwei Jahren hat sich Jost Kremmler an 30 Potsdamer Einzelhändler und Discounter gewandt; er wollte auf bessere Einkaufsbedingungen für Radfahrer aufmerksam machen. „Viel getan hat sich nicht“, sagt er. Die meisten würden billige Radständer aufstellen, sogenannte „Felgenkiller“, die viel mehr Werbefläche als Radstütze seien. Dabei ist das Geschäft mit den Radfahrern – auch wenn sie weniger transportieren können – durchaus lukrativ: „Sie kommen öfter, erledigen ihre Einkäufe auf dem Weg“, erklärt Kremmler, „wer diese Kundengruppe ignoriert, verliert sie an die Konkurrenz“.

Aber es gibt auch Positivbeispiele. Besorgungen per Rad ließen sich besonders gut im Marktcenter in der Breiten Straße erledigen. Dort wurden 60 sichere und stabile Fahrradbügel in Eingangsnähe platziert. Fehlt nur noch die passende Ausrüstung. Je nach Größe des Einkaufs kann zwischen Körben, Fahrradtaschen oder gar Anhängern variiert werden. Letztere können je nach Modell auch als Kinderwagen oder Trolley zweckentfremdet werden. Deren Anschaffung koste weniger als eine Tankfüllung oder ein Besuch in der Autowerkstatt, beschreibt Kremmler den Vorteil der Zweiradnutzung. Er selbst hat das Autofahren aufgegeben – aus Kostengründen und aus Überzeugung.

Dann steuert ein Mann im hellen Anzug den Info-Stand an. „Zu Ihnen wollte ich“, sagt Helmut Luxat. Er hat aus der Zeitung von dem Stand erfahren. Seine 73 Lenze sieht man ihm nicht an. Seine Haut ist glatt, sein Gesicht ist gebräunt. „Das kommt vom Sport“, klärt er auf. Einmal pro Woche fahre er mit Freunden bis zu 60 Kilometer durch Brandenburg. Einkaufen mit dem Rad: „Das macht meine Frau“. Eva Ziebarth

Eva Ziebarth

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