Landeshauptstadt: Übergabe nicht geklärt
Theater Zimmerstraße: Stiftung plant Plankammer
Stand:
Die Übertragung des ehemals vom Hans Otto Theater genutzten Gebäudekomplexes Zimmerstraße 9/10 an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ist trotz im August angekündigter offizieller Verhandlungen mit der Stadtverwaltung nach wie vor nicht entschieden. Dies teilte der stellvertretende Generaldirektor und Verwaltungschef Dr. Heinz Berg auf Anfrage mit. Die Stiftung hatte eine kostenlose Übertragung des ungenutzten Geländes angestrebt, die Stadt ist zur Konsolidierung ihres Haushalts jedoch auf Einnahmen aus dem Verkauf angewiesen. Nicht erfolgreich war der Vorschlag der Stiftung, das Problem durch einen Flächenaustausch zu lösen. So hatte sie der Stadt das in ihrem Eigentum befindliche Gelände des ehemaligen Belvederes auf dem Brauhausberg angeboten, dessen Wiederaufbaus angestrebt wird.
Wie Heinz Berg erläuterte, geht es jedoch nicht nur um einen eventuellen Kaufpreis für das am Parkrand von Sanssouci gelegenen Grundstück. Finanziell gesichert werden müsse auch der Ausbau des einstigen Theaterstandorts, auf dem die Stiftung ihr Dokumentationszentrum, Restaurierungswerkstätten und vor allem die Plankammer unterbringen will. Eine Entscheidung darüber hänge von dem Sonderinvestitionsprogramm ab, das am kommenden Donnerstag, 15. November, im Bundeskabinett beraten werden soll. Um im nächsten Jahrzehnt die dringlichsten Aufgaben zur Rettung ihrer Potsdamer und Berliner Welterbestätten zu lösen, hat die Stiftung dafür 285 Millionen Euro aufgelistet.
Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgeloh hatte betont, dass darin die ordnungsgemäße Unterbringung des Kunstgutes eine wesentliche Rolle spielt. Teile davon würden seit Jahrzehnten in ungeeigneten Räumen aufbewahrt und drohten durch unsachgemäße Lagerung, Witterungseinflüsse und Schädlinge verloren zu gehen. Dabei kommt der Plankammer und ihrer graphischen Sammlung ein besonderer Stellenwert zu. Mit rund 100 000 Einzelobjekten besitzt sie einen unersetzlichen Bestand aus den Plansammlungen des preußischen Hofmarschallamtes und der Hofgartendirektion, Architekturzeichnungen aus dem 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert, so auch Entwürfe der Baumeister Knobelsdorff, Gontard, Langhans, Schinkel und Persius, sowie die zeichnerischen Nachlässe der Gartendirektoren Lenné und Potente, außerdem über 4350 Handzeichnungen von König Friedrich Wilhelms IV. und die Aquarellsammlung aus dem Nachlass der Königin Elisabeth. Die seit 1945 provisorische Unterbringung im Neuen Palais blockiere nicht nur die Erschließung weiterer Schlossräume für den Besucherverkehr, sondern berge auch hohe Risiken, wie der Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek gezeigt habe, sagte Dorgerloh. Mit der Übernahme und dem Ausbau des Gelände an der Zimmerstraße könnten die Bestände zuverlässig gesichert werden.
Das Gebäude Zimmerstraße 10 war über das Kriegsende 1945 hinaus als Gesellschaftshaus „Zum Alten Fritz“ genutzt worden. Bis 1947 veranstaltete der Privatunternehmer H. P. Winter im großen Saal des Tanzlokals Theateraufführungen. 1948 - 1950 wurde das Haus für zwei Millionen Mark zur ständigen Spielstätte für das Brandenburgische Landestheater ausgebaut. Erste Premiere war am 16. Oktober 1949 Goethes „Faust“. Nach 42 Jahren wurde, wegen des schlechten Bauzustandes, 1991 mit dem Stück „Noch ist Polen nicht verloren“ der Spielbetrieb eingestellt. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: