Landeshauptstadt: Übernachten im Hexenhaus
Früher arbeiteten Cathrin und Hajo Schmidt im Minsk, nun betreiben sie eine Pension
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Früher arbeiteten Cathrin und Hajo Schmidt im Minsk, nun betreiben sie eine Pension Vom Fluss keine Spur. Dabei stand das kleine Backsteinhaus mit dem spitzen Dach früher direkt an der Havel, hatte sogar einen eigenen Steg mit Boot. Daran erinnert heute nur noch der Name der Pension: „Havelbucht“. Wie ein kleines Hexenhäuschen steht es allein zwischen hohen Plattenbauten in der Schopenhauerstraße 39. Vor einem Jahr hatte Hajo Schmidt das Gebäude von der Stadt gekauft. Nun sucht der neue Besitzer in den Archiven nach der Geschichte des Hauses: „Hier war schon 1936 eine Pension drin“, erzählt er: „Die hieß Starke und Rottberg“. Nach 1945 wurde die Neustädter Bucht mit Kriegstrümmern zugeschüttet, die Havel verschwand an ihre heutige Stelle. Damals soll hier ein Polizeichef seinen Sitz gehabt haben und später die CDU. Seit 1992 war hier ein Förderverein für Kinder und Jugendliche Mieter. Nun übernachten in dem roten Backsteinbau Gäste, die ihre Familien in den umliegenden Neubauten besuchen und Touristen, die sich Sanssouci ansehen wollen. Im Herbst 2004 begann Schmidt die Pension zu sanieren. „Wir haben alles denkmalgerecht gemacht“ – obwohl das Gebäude gar kein Denkmal ist. Der Spitzbogen aus nackten Ziegeln spannt sich nun frisch erneuert über das Foyer. Die Zimmer strahlen in neuen Farben und die gesamte Elektrik hat Schmidt modernisiert. Mit der eigenen Baufirma. Der 50-Jährige kommt ursprünglich aus der Baubranche, hat 1982 aber über die Erwachsenenbildung „Gaststättenfacharbeiter“ gelernt. Im Restaurant Minsk, das nun im Zuge der Bauarbeiten am Brauhausberg abgerissen wird. Dort hat er auch seine Frau Cathrin kennen gelernt. Sie war damals Kellnerin. Und ist heute die „gute Seele“ der Pension. Cathrin Schmidt hatte auch die Idee für die Umgestaltung der „hässlichen Betonfläche, auf die früher immer alle Plakate geklebt hatten“. Und so bekommt die Pension Havelbucht doch noch einen Blick auf die Havel. Auf dem riesigen Fassadengemälde von Ronny Bellovics. Juliane Wedemeyer
Juliane Wedemeyer
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