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Sport: Überragende Katrin Wagner-Augustin
Potsdamer Kanutin wurde nach Babypause Doppel-Europameisterin / Weitere Medaillen für KC-Paddler
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JARUN SEE]Angeführt von der überragenden Katrin Wagner-Augustin vom KC Potsdam haben die deutschen Kanuten bei der Olympia-Generalprobe sechs Wochen vor den Rennen von London/JARUN SEE] insgesamt elf Europameisterschafts-Medaillen aus dem Jarunsee von Zagreb gefischt. Nach dem Sieg im Viererkajak krönte sich die viermalige Olympiasiegerin Wagner-Augustin über 500 Meter auch als Solistin zum Champion und trug mit ihrem Erfolg eine halbe Sekunde vor der Titelverteidigerin und Vizeweltmeisterin Danuta Kozak aus Ungarn entscheidend zur starken deutschen Gesamtbilanz von fünf Titeln, vier Silbermedaillen und einmal Bronze bei.
„Ich brauchte mir und auch anderen hier nichts zu beweisen und konnte das Finale ganz entspannt angehen, zumal wir schon im Vierer Gold geholt hatten. So gab es keinen Druck“, sagte die 34-jährige Sportsoldatin. „Ich habe mich auf der Strecke wohlgefühlt und erst gar nicht nach der Konkurrenz geschaut, sondern bin ganz mein eigenes Rennen gefahren. Ich wusste, dass ich auch am Ende nicht einbreche und musste nicht einmal mehr Vollgas geben.“ Den Triumph seiner Mama verschlief nur der elf Monate alte Sohn Emil, der im von einer Deutschland-Fahne umwickelten Kinderwagen während des Finales und der Siegerehrung sanft auf der Tribüne schlummerte. Nach ihrem EM-Titel Nummer 13 holte sich die 34-Jährige innige Küsse als Belohnung von Ehemann und Babysitter Lars Augustin ab, ehe sie zum Abschluss bei ihrem ersten internationalen Start über die nichtolympischen 5000 Meter noch zu Bronze paddelte.
Mehr als überzeugt hatte Katrin Wagner-Augustin damit auch Damen-Bundestrainer Jochen Zühlke. „Ich hatte nach dem Vorlauf mit Silber spekuliert. Aber wie sie die Aufgabe im Finale gelöst und den Titel geholt hat, das war perfekt“, meinte der Potsdamer. Und DKV-Präsident Thomas Konietzko erklärte: „Damit haben wir den Ungarinnen eine harte Nuss zum Knacken gegeben. Im ungarischen Lager wird man jetzt wohl etwas ins Grübeln kommen.“
Nur Jubel pur herrschte bei der sportlichen Leitung des Deutschen Kanu-Verbandes trotz des ersten Platzes in der Nationen- Wertung nicht, schließlich gab es außer den weiteren Siegen von Canadierspezialist Sebastian Brendel (Potsdam) und Kajakfahrer Max Hoff (Essen) über 1000 Meter sowie von Franziska Weber/Tina Dietze (Potsdam/Leipzig) im nichtolympischen Zweierkajak-Sprint auch Enttäuschungen. Der Männer-Viererkajak über 1000 Meter mit dem Potsdamer Tim Wieskötter oder eben auch Weber/Dietze im 500-Meter-K2 gingen jeweils als Vierte in olympischen Bootsklassen beispielsweise leer aus. „Man sieht, wir haben die Erfolge nicht gepachtet. Ich hoffe, dass die Ergebnisse die Athleten anstacheln“, sagte Cheftrainer Reiner Kießler. Und Sportdirektor Jens Kahl erklärte: „Es gibt keinen Grund abzuheben.“ Allerdings hatte die neuerdings „weiße Flotte“ mit pinkfarbenem Streifen keine spezielle EM- Vorbereitung absolviert, das wirkte sich vor allem in den Mannschaftsbooten aus.
Zweite Plätze belegten der reine Potsdamer Zweiercanadier Peter Kretschmer/Kurt Kuschela (Potsdam) – hinter den Rumänen Alexandru Dumitrescu/Victor Mihalachi – und der Zweierkajak Martin Hollstein/Andreas Ihle (Neubrandenburg/Magdeburg) über jeweils 1000 Meter sowie der Sprint-Zweierkajak Ronald Rauhe/Jonas Ems (Potsdam/Essen) hinter den Briten Liam Heath/Jonathan Schofield. Silber- Plaketten in nichtolympischen Booten holten im Einerkajak Silke Hörmann (Karlsruhe) über die 1000 Meter sowie Hoff über die 5000 Meter.
Besonders die Vorstellung Katrin Wagner-Augustins nach der Babypause überzeugte aber. Die zehnmalige Weltmeisterin untermauerte mit ihrem deutlich herausgefahrenen Einer-Titel ihre Ansprüche auf einen Start als Solistin in London. Dabei hatte sie in Zagreb wegen der vielen Schlingpflanzen im Wasser noch kurzfristig ein anderes und lange nicht gefahrenes Boot gewählt. „Der Fokus liegt aber auf dem Vierer“, sagte Wagner-Augustin mit Blick auf London. Dort will sie mit Carolin Leonhardt (Mannheim), Franziska Weber (Potsdam) und Tina Dietze (Leipzig) über die 500 Meter ihren fünften Olympiasieg einfahren. Bei der „Generalprobe“ waren Weißrussland und Ungarn schon mal chancenlos. (mit M. M.)
Torsten Teichert
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