Sport: Überraschung
Dass Tabea Kemme drei Spiele im Frauenfußball-Nationalteam bestreiten würde, hatten weder sie noch ihr Trainer Bernd Schröder erwartet. Am Sonntag kehrt sie mit Turbine Potsdam in den Liga-Alltag zurück
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Es sprudelte nur so aus Tabea Kemme heraus. Überglücklich ist die Abwehrspielerin des Fußball-Bundesligisten 1. FFC Turbine vom Algarve-Cup wieder nach Potsdam zurückgekehrt. In drei von vier Spielen der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft kam die 23-Jährige zum Einsatz. „Das war völlig überraschend für mich. Ich bin ja erst am Sonntag als Nachnominierte hinterhergeflogen. Und dann so viel Einsatzzeit zu bekommen, ist schon echt cool“, sagt Kemme, die jetzt vierfache Nationalspielerin ist. Das deutsche Team setzte sich in der Vorrunde gegen Island (5:0), China (1:0) und Norwegen (3:1) durch. Kemme, die im ersten Spiel zunächst auf der Bank saß, spielte gegen China 70 Minuten lang und wurde gegen Norwegen zur zweiten Halbzeit für die Potsdamerin Jennifer Cramer auf der linken Verteidigerposition eingewechselt. Im Finale traf sie im Team von Silvia Neid auf den amtierenden Weltmeister Japan und besiegte auch diesen klar mit 3:0.
Gleichzeitig war das Finale der erste 90-Minuten-Einsatz für Tabea Kemme im Trikot der Nationalmannschaft. „Das war echt genial. Ich bin mit null Erwartungen nach Portugal geflogen und durfte dann sogar im Finale durchspielen“, sagt Kemme und strahlt noch drei Tage nach dem Finalspiel über das ganze Gesicht. „Ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen, habe mich dort aber sehr wohlgefühlt.“
„Hoffentlich kann sie diese Euphorie mit in die Bundesliga nehmen“, hofft ihr Vereinstrainer Bernd Schröder währenddessen. „Ich war überrascht, dass Tabea so viel eingesetzt wurde und auch das entscheidende Spiel gegen Japan mitmachen durfte. Aber sie hat sehr gut gespielt. Ich hoffe, dass sie das auch bei uns zeigen kann.“ Denn schon am Sonntag geht die Punktejagd in der Frauen-Bundesliga weiter. Die Turbinen empfangen um 11 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion den VfL Sindelfingen. „Seit Donnerstagabend sind alle Spielerinnen von ihren Länderspieleinsätzen wieder zurück“, sagt Schröder. Neben Kemme und Cramer waren auch Maren Mjelde, Ada Hegerberg (beide Norwegen), Gudbjörg Gunnarsdottir (Island), Antonia Göransson (Schweden), Lisa Evans (Schottland), Lia Wälti (Schweiz), Lidija Kulis (Bosnien-Herzegowina), Genoveva Anonma (Äquatorial-Guinea), Pauline Bremer und Wibke Meister (deutsche U 20) bei ihren Nationalteams. „Wir haben teilweise nur mit zwölf Spielerinnen hier in Potsdam trainieren können“, so Schröder, der dennoch sehr zufrieden mit der Trainingsleistung der Daheimgebliebenen ist.
„Im Vergleich zum Training in Potsdam war unser Training sicherlich eher regenerativ“, sagt Kemme. Neben den vier Spielen in acht Tagen bat die Bundestrainerin zweimal täglich zur Trainingseinheit. „Das Programm war nicht so intensiv wie bei Turbine“, so Kemme, die sich nun auch wieder auf ihren Einsatz im Potsdamer Team freut. „Jetzt beginnt die entscheidende Saisonphase. In der Bundesliga und in der Champions League.“
Während Tabea Kemme fit ist, sind andere angeschlagen von ihren Nationalteams zurückgekehrt. Bei Stürmerin Ada Hegerberg, die seit dem Bundesligaspiel in Jena an einer Knöchelverletzung laboriert, wurde nun ein Bänderriss festgestellt. Damit muss Schröder auf jeden Fall die Stürmerreihe für Sonntag umstellen. Asano Nagasato wird höchstwahrscheinlich für die Norwegerin in die Startelf rücken. Auch der Einsatz von Maren Mjelde ist ist nicht fit, ihr Einsatz am Sonntag gegen Sindelfingen fraglich. „Bei einem Zweikampf hat sie einen Schlag auf die Schläfe bekommen. Wir werden kurzfristig entscheiden, ob wir sie einsetzen können“, so Schröder, der außerdem auf die beiden Defensivspielerinnen Alexandra Singer (verletzt) und Johanna Elsig (Sperre nach fünfter gelber Karte) verzichten muss.
Nicht die besten Nachrichten für die anstehende englische Woche bei Turbine. Nach dem Spiel am Sonntag gegen Sindelfingen geht es am Mittwoch zum MSV Duisburg und am nächsten Samstag zum Champions-League-Viertelfinale zu Calcio Torres auf Sardinien.
Gegen Sindelfingen, das mit nur einem Punkt abgeschlagen am Tabellenende steht, ist das Ziel klar definiert: deutlich gewinnen. „Das soll nicht überheblich klingen, aber wir wollen unsere gute Ausgangsposition halten und ausbauen“, sagt Schröder. Mit 29 Punkten steht Turbine mit nur einen Punkt Rückstand hinter dem FFC Frankfurt auf dem zweiten Tabellenplatz und hat sich bereits ein kleines Polster von vier Punkten auf den Drittplatzierten, VfL Wolfsburg, erarbeitet.
Luisa Müller
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