Landeshauptstadt: Überzeugend durchsetzen
Der 46-jährige Bauingenieur Oliver Graumann ist neuer Leiter von Stadterneuerung und Denkmalpflege
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Der Neue traut sich was. Ein historisierender Bau, so sein Credo, sei die ideenloseste aller Möglichkeiten, eine Lücke zu schließen. Oliver Graumann ist seit 1. Januar Potsdamer Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege und wurde gestern offiziell in sein Amt eingeführt. Historische Gebäude würden mit Qualität gleichgesetzt, dabei genügten sie häufig nicht mehr den heutigen Anforderungen. In solchen Fällen müsse man auch den Mut haben, ein modernes Projekt „überzeugend durchzusetzen“, sagte Graumann. Der Landtag im Stadtschloss ein unmutiges Projekt? „Nein“, erklärt der diplomierte Bauingenieur. Im Falle von Potsdams Mitte habe man richtig entschieden. Allerdings müsse ja nicht originalgetreu an der Alten Fahrt fortgesetzt werden.
Der 46-jährige gebürtige Dessauer bringt Erfahrung mit. Bevor er nach Potsdam kam, arbeitete er in Dresden. Hier war er ab 2004 als Leiter der Stadterneuerung Süd im Stadtplanungsamt für zehn Gebiete der städtebaulichen Erneuerung verantwortlich. Schwerpunkte waren die Entwicklung der historischen Bereiche Dresden-Neumarkt, Friedrichstadt und Löbtau. Eine hochspannende Aufgabe, die nur durch eine Leitungsfunktion in einer „Kulturstadt mit europäischem Niveau“ zu toppen gewesen sei. Er sei freundlich aufgenommen worden, sagt Graumann. Seine knapp 30 Mitarbeiter seien sehr motiviert und engagiert. Dass es gerade in der Vergangenheit auch von prominenter Seite Kritik an der Arbeitsweise seines Verwaltungsbereiches gab, ist dem neuen Leiter nicht verborgen geblieben. Auch in dem Battis-Bericht, der die Vorgänge in der Behörde untersucht hatte, habe er hineingelesen. „Ich will aber unvoreingenommen bleiben und spare mir deshalb Details“, sagt der 46-Jährige. Als dringlichste Aufgabe für Potsdam sieht er neben der Begleitung der Bauarbeiten in der historischen Mitte auch die Schaffung von erschwinglichem Wohnraum. „Da sind verschiedene Modelle denkbar.“ Zum Beispiel solle man überlegen, ob denkmalgeschützte Häuser immer luxussaniert werden müssten. Er fühle sich verantwortlich für den „sozialen Frieden“ in der Stadt. Potsdam: Das sei Landtagsneubau und Trendwohngebiet Babelsberg, aber auch Schlaatz und Drewitz, so Graumann, der sich als Manager der verschiedenen Interessen sieht. Außerdem auf seiner Agenda: Bauten aus DDR-Zeiten. Seiner Ansicht nach zur Disposition stehen das Rechenzentrum, das Haus des Reisens und das ehemalige Interhotel. Ein streitbares Thema. „Ich streite gern, wenn es um die Sache geht“, sagt Graumann. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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