Von Henner Mallwitz: Überzeugender Rückkehrer
Nach langer Verletzungspause wurde Mario Schendel erstmals Deutscher Judo-Meister
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Einen kleinen Wermutstropfen hatte er ja, der erste große Auftritt Mario Schendels nach langer Zeit. Da hatte sich der Judoka des UJKC Potsdam am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Bayreuth seinen ersten Deutschen Meistertitel erkämpft (PNN berichteten) und warf durch sein Weiterkommen im zugeteilten Pool ausgerechnet seinen Trainingskollegen Norman Helm aus dem Rennen. „Wir haben im Vorfeld viel zusammen trainiert“, sagte der 73-Kilo-Mann, der im Finale Wolfgang Amoussou aus Bottrop bezwang. „Das ist bitter, aber so ist der Sport.“
Die Freude über den Sieg wurde dadurch jedoch kaum getrübt, war mit einem Erfolg in dieser Art doch überhaupt noch nicht zu rechnen. Nach drei dritten Plätzen auf nationaler Ebene hatte sich der Potsdamer den Titel zwar vorgenommen, aber eine Kreuzband-OP hatte in diesem Jahr für geplatzte Träume gesorgt. Einen ersten Bänderriss musste der 24-Jährige vor der WM hinnehmen, den zweiten beim Super-Cup in Hamburg. Der anvisierte Olympiastart war damit passé, doch Schendel gab nicht auf. Gleich nach der OP ging es wieder los. Allmählich zwar, aber immer kontinuierlich, ohne das Knie übermäßig zu belasten. „Außerdem habe ich mit meinem Coach am Training gefeilt, viel am technisch-taktischen Bereich gearbeitet und auch viel Zeit in der Höhenkammer verbracht“, erzählt Schendel.
„In dieser Zeit haben wir auch eng mit dem Physiotherapeuten zusammengearbeitet“, sagt Coach Axel Kirchner. „Das hat sich ausgezahlt. Aber dass nach neun Monaten ohne Wettkampf gleich der Titel geholt wird – damit hat keiner gerechnet.“ Des Lobes voll ist Kirchner aber auch über die Leistung seiner anderen Schützlinge, die den Weg nach Bayern auf sich genommen hatten. Mit 14 Athleten war der UJKC Potsdam in Bayreuth vertreten – neben dem Titel gab es auch drei dritte und zwei fünfte Platze. Über Bronze freuten sich Elisa Schmidtke (Gewichtsklasse bis 70 kg), Julia Basler (bis 78 kg) und Claudia Ahrens (bis 63 kg). Basler hatte seit anderthalb Jahren verletzungsbedingt keinen Wettkampf mehr bestritten, für Schmidtke war es der erste Wettkampf seit Juli, und Ahrens hatte ihr letztes Turnier ebenfalls im Juli absolviert.
Als frisch gebackener Deutscher Meister bereitet sich Mario Schendel nun auf den namhaften Kano-Cup in Japan vor, an dem er innerhalb eines dreiwöchigen Lehrgangs im Dezember teilnimmt. Dazu hat ihn der neue Bundestrainer Detlef Ultsch eingeladen. Der 52-jährige Berliner übernahm das Amt des nach Olympia zurückgetretenen Frank Wienecke. Schendel und er kennen sich gut. Und als zweifacher Weltmeister und Olympiadritter müsste Ultsch am besten wissen, wie Erfolge erarbeitet werden.
Henner Mallwitz
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