Von Guido Berg: Ud Joffe kritisiert Synagogen-Entwurf
Jüdische Betgemeinschaft stellt „Fehlentwicklung“ fest und will attraktiveren Bau mit größerem Saal
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Innenstadt - In der Debatte um die neue Synagoge in der Potsdamer Schloßstraße betritt ein neue Akteur die Bühne: Die jüdische Betgemeinschaft Minjan Potsdam um den in Potsdam lebenden israelischen Dirigenten Ud Joffe kritisierte gestern eine mangelnde Ausstrahlung des favorisierten Synagogen-Entwurfs des Architekten Jost Haberland. Der Entwurf „spricht keinen an“, erklärte Joffe gestern den PNN. Nach intensiver Prüfung des Architekturwettbewerbes und des Planungsstandes hätten die Mitglieder der Betgemeinschaft erkennen müssen, „dass eine Fehlentwicklung stattgefunden hat, die zu einem inakzeptablen Ergebnis geführt hat“. Der Entwurf sei mit allein neun Büros in einer Etage ein „verwaltungsorientiertes Gebäude“, so Joffe. Der Gebetssaal sei aufgrund des hohen Büroanteils im Raumprogramm viel zu klein ausgefallen und mit einer Raumhöhe von lediglich drei Metern für Musik- und Tanzveranstaltungen ungeeignet. „Ich würde das Haus auch gern musikalisch beleben“, sagte Joffe, unter anderem Gründer des Neuen Kammerorchesters Potsdam.
Bei der Minjan Potsdam handelt es sich Joffe zufolge um „die Kerngemeinschaft der Juden in Potsdam“. Joffe ist selbst nach eigener Aussage „nicht Mitglied der Jüdischen Gemeinde Potsdam und werde es auch in absehbarer Zeit nicht sein“. Zu einem Minjan, einer Gebetsgemeinschaft, gehören im orthodoxen Judentum mindestens zehn männliche Beter. Joffe zufolge gehören zum Minjan Potsdam etwa 30 Männer. Eine explizite Abgrenzung zur Jüdischen Gemeinde Potsdam, zu der viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion gehören, verneinte Joffe. Dessen ungeachtet gebe es viele Juden in der Potsdamer Betgemeinschaft, die erklärten, sie wollten „kein russisches Kulturzentrum“. Die sozialen Beratungsleistungen, die in der künftigen Synagoge erfolgen sollen, könnten auch in Wohnungen ausgelagert werden. Für Kinder und Jugendliche sei der Haberland-Entwurf zu unattraktiv – diese bräuchten „keine Formulare ausfüllen“. Die Nachhaltigkeit der neuen Synagoge hänge jedoch sehr von ihrer Attraktivität für Jüngere ab.
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