Landeshauptstadt: Uffizien an der Alten Fahrt
Diplomand Peer Giese platzierte 2002 die Bibliothek, das Museum und eine Kunsthalle an den Alten Markt
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Das Ziel war ihm klar: Das Leben muss pulsieren am Potsdamer Alten Markt. Doch wie Urbanität erreichen? Als Hauptgebäude am Ort wird das Stadtschloss mehr oder minder originalgetreu wieder aufgebaut. Der Landtag in Schlossform aber, findet Peer Giese, steht einer Belebung des Platzes eher entgegen. Und doch müsste es gelingen, dem zentralen Platz seiner Heimatstadt Leben einzuhauchen. Der junge Potsdamer Architektur-Student wählte als Diplomarbeitsthema an der Hochschule in Dessau die Bebauung des Alten Marktes. Einige Überlegungen, die der heutige freie Architekt bereits im Jahr 2002 anstellte, klingen auch nach der jüngst abgeschlossenen Planungswerkstatt „Potsdamer Mitte“ keineswegs obsolet – mehr noch, sie werden brandheiß diskutiert.
Gieses Lösungswort heißt Kultur. Seiner Ansicht nach ist die Verlegung des Theaters zur Schiffbauergasse eine falsche Entscheidung gewesen – „aber das war damals schon entschieden“, sagt Giese. Nicht entschieden ist dagegen die Nutzung des Areals an der Alten Fahrt. „Warum, so fragt er sich, muss das Potsdam-Museum auf drei bis vier Standorte verteilt sein?“ In seiner Wahrnehmung gehören das Naturkundemuseum und das Potsdam-Museum zusammen, was sie ja vor Jahren tatsächlich auch einmal waren. So platzierte Giese einen großen Museumsbau an das Havelufer. Weiter nimmt Giese die Diskussion um eine Verbesserung der Situation der zeitgenössischen Kunst in Potsdam auf und denkt sich folgerichtig – aber ohne Berücksichtigung der Frage, wer dies finanzieren könnte – eine Kunsthalle an den Havelarm. Diese Uferbebauung konzipierte der heute 33-Jährige als „scharfe Kante“. Er will zeigen, „hier beginnt die eigentliche Stadt“, er will eine Abtrennung zur Natur auf der Freundschaftsinsel. Der Form als auch der Farbe nach soll seine Architektur an der Alten Fahrt an „angeschwemmte Sedimente“ des am Alten Markt in eine leichte Kurve einfließenden Wassers erinnern. Als Material für die Fassade wählte Giese geschichteten hellen Muschelkalk.
Ein Sakrileg begeht Giese auf der Seite der heutigen Fachhochschule: Dorthin versetzt er die Stadt- und Landesbibliothek, die sich heute dem Platz der Einheit zuwendet. Noch in einer der letzten Sitzungen des Kulturausschusses berichtete die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer, eine Bibliothek auf der Seite zum Alten Markt würde immer noch diskutiert. Gleichzeitig versicherte sie, der jetzige Standort bliebe auch der künftige, der DDR-Bau werde erhalten und saniert. Frei von allen Zwängen, plante der angehende Architekt das Haus der Bücher an den Alten Markt – eine Idee, von der offenbar längst noch nicht jeder lassen kann.
Gieses Professor verglich die Architektur seines Diplomanden für die Alte Fahrt 2002 mit den berühmten Uffizien. Von der „galleria“ des Obergeschosses dieses eigentlich als Amtsgebäude geplanten Komplexes in Florenz entwickelte sich der Begriff Galerie als allgemeine Bezeichnung für eine Gemäldesammlung. „Das war ein Lob“, findet Giese.
Wer einen bisher nicht verwirklichten Architektur-Entwurf für die PNN-Serie „Luftschlösser“ vorschlagen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 2376 134, Fax: (0331) 23 76 300 oder per E-mail an lokales.pnn@pnn.de.
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