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Sport: Ukraine kroch ins Achtelfinale

WM-Neuling gewann dank eines Elfmeters Schewtschenkos 1:0 gegen Tunesien

Stand:

Berlin – Die Entscheidung fiel in der 70. Minute, und sie fiel durch einen Elfmeter. In einer Begegnung, die wohl bis zum Ende der Zeit kein Tor aus dem Spiel heraus gesehen hätte, schoss Andrej Schewtschenko sein Land Ukraine zum 1:0 (0:0) gegen Tunesien und damit bei seiner ersten WM-Teilnahme gleich ins Achtelfinale. Tunesien dagegen fährt bei seiner vierten WM-Teilnahme zum vierten Mal nach der Vorrunde heim.

Abgesehen von diesem Höhepunkt war die Begegnung der Gruppe H eine naehzu perfekte Demonstration fußballerischen Schattenboxens. Die WM-unerfahrenen Ukrainer und Tunesien neutralisierten sich gegenseitig mit ihrer Angst und boten gemeinsam ein fürchterliches Spiel, das selbst im UI-Cup unangenehm aufgefallen wäre. Nicht einmal Schewtschenko, der bis vor kurzem noch für den AC Mailand zauberte, vermochte dieser chronologischen Abhandlung verschiedener Inkompetenzstadien einen gewissen Glanz zu verleihen. Die Ukrainer konnten als Entschuldigung immerhin anführen, dass ihnen ein Unentschieden ja genügte – beim Afrikameister von 2004 war die Leistung wohl ausschließlich den mangelnden Fertigkeiten im Umgang mit dem Ball geschuldet. Ihre herausragendste Offensivaktion hatten die Tunesier in der 9. Minute, als Zied Jaziri mit einer offensichtlichen Schwalbe einen Strafstoß zu schinden gedachte und dafür Gelb sah. Zehn Minuten später sorgte Hamed Namouchi für Aufsehen, als er einen Freistoß aus aussichtsreicher Position absolut exakt in die Mitte des Tores und in die Arme von Torhüter Alexander Schowkowski platzierte.

Auch auf der anderen Seite gab es zwei Tormöglichkeiten. Die erste verstolperte Andrej Woronin schon nach drei Minuten, nachdem der Tunesier Rahid Jaidi den Ball per missglücktem Hackentrick vor seinem eigenen Strafraum verloren hatte. Die zweite Tormöglichkeit und nach normalen Maßstäben die einzige richtige der ersten Hälfte vergab Anatoli Timoschuk nach einem Konter, als er in der 22. Minute an Tunesiens Torhüter Ali Boumnijel scheiterte. Die aufregendste Szene der ersten 45 Minuten fabrizierte Schiedsrichter Carlos Amarilla aus Paraguay, der den Tunesier Jaziri nach einem vermeintlichen Foul an Timoschuk in der Nachspielzeit vom Platz stellte und sich so den geballten Unmut der Nordafrikaner zuzog.

15 Minuten durften sich die knapp 72 000 Zuschauern im ausverkauften, aber nicht voll besetzten Berliner Olympiastadion erholen, dann nahm das tempoärmste Spiel seit Gijon 1982, als Deutschland und Österreich ein 1:0 ausstanden, wieder Fahrt auf. Die Ukrainer stellten ihre Offensivbemühungen gegen die verbliebenen Tunesier vollständig ein und ernteten dafür vom lange Zeit geduldigen Publikum gellende Pfiffe. Die Tunesier kamen immerhin durch einen Freistoß zu einer Chance, den Anis Ayari in der 66. Minute aufs Tor setzte. Eigentlich hätte es dabei Elfmeter geben müssen, weil Woronin den Ball mit der Hand abgefälscht hatte. Den Strafstoß gab Schiedsrichter Amarilla vier Minuten später auf der anderen Seite nach einem Foul von Haggui an Schewtschenko. Doch selbst im Angesicht des Rückstandes überwand Tunesiens Trainer Roger Lemerre seine Angst erst elf Minuten vor Schluss und brachte in Santos und Ben Saada zwei Offensivspieler. Das war zu spät, um Tunesien und das Spiel zu retten. André Görke

André Görke

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