Landeshauptstadt: Ukrainische Straßenkinder
Der Potsdamer Lighthouse e.V. kümmert sich um sie
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Potsdam - Als „leuchtende Stadt“ stellen sich viele ukrainische Straßenkinder die Hafenstadt Odessa vor, sagt Raimund Wagner vom Potsdamer Verein „Lighthouse“. In der Hoffnung auf ein besseres Leben pilgern sie aus weit entfernten Städten und aus dem noch ärmeren Nachbarland Moldawien dorthin.
Doch die Stadt am Meer leuchtet nur für jene, die es sich leisten können. „Die mindestens 3000 Straßenkinder hausen in Kellerverstecken oder der Kanalisation“, erzählt Wagner. Viele von ihnen schnüffeln Klebstoff, um sich zu betäuben. „Wir wollten dieses Elend nicht nur aus der Ferne bedauern“, sagt Wagner und spricht dabei für sich und sechs weitere engagierte Brandenburger, die im Dezember des vergangenen Jahres den „Lighthouse e.V.“, zu Deutsch Leuchtturm, gegründet haben. Der Verein kümmert sich um traumatisierte Straßenkinder. Meist sind sie von zu Hause weggelaufen, weil sie von ihren Eltern im Suff misshandelt wurden, erzählt der Psychologe. „Einige sahen aus wie geprügelte Hunde. Das ist mir sehr nahe gegangen.“
Bei dieser sehr sensiblen Arbeit sei die fachliche Qualität besonders wichtig. Zum Lighthouse-Team gehören deshalb deutsche und ukrainische Psychologen sowie Sozialarbeiter. Einige von ihnen haben bereits auf Sri Lanka vom Tsunami traumatisierte Waisenkinder betreut.
Die Resonanz von ukrainischer Seite auf die Arbeit des Potsdamer Vereins ist positiv. „Unsere Hilfe wird dort nicht etwa als Bevormundung zurückgewiesen, sondern dankbar angenommen“, sagt Wagner. So kooperiere man unter anderem mit dem staatlichen ukrainischen Kinderheim „Fluchtpunkt“. Dort werden Kinder und Jugendliche aufgenommen, bekommen Kleidung und etwas zum Essen. Außerdem werden sie medizinisch betreut. Das sei besonders wichtig, weil sich AIDS unter den Straßenkindern ausbreitet, durch Prostitution und weiter gereichte Drogenspritzen. Eigentlich dürfen die Kinder laut Gesetz nur 90 Tage im Kinderheim bleiben, weil der Platz dann wieder gebraucht wird. „Zu kurz, um sie auf ein neues Leben vorzubereiten“, sagt Wagner. Aber Dank der Geld- und Sachspenden von „Lighthouse e.V.“ drückt die Heimleiterin ein Auge zu und lässt die Kinder länger dort wohnen oder zumindest übernachten.
Morgen informiert der „Lighthouse e.V.“ erstmals im kleinen Kreis über seine Arbeit. Wir stehen noch am Anfang, erklärt Raimund Wagner. So wolle man demnächst auch das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts (DZI) beantragen, um die Arbeit mit Spendengeldern auf eine seriöse Grundlage zu stellen. Juliane Inozemtseva-Schoenherr
Der Verein im WorldWideWeb
www.lighthouse-childcare.org
Juliane Inozemtseva-Schoenherr
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