Aus dem GERICHTSSAAL: Um Darlehen geprellt?
Tausend-Euro-Pump vom Arbeitskollegen beschert langen Prozess
Stand:
Es geht um 1000 Euro, die sich Simone S.* (39) im November 2005 von einem ehemaligen Arbeitskollegen gepumpt haben soll. Da die Reinigungskraft angeblich nie die Absicht hatte, das Geld zurückzuzahlen, sitzt sie jetzt wegen Betruges auf der Anklagebank. Außerdem soll die Frau besagten Kollegen fälschlicherweise bezichtigt haben, er habe sie zur Unterschrift unter den Darlehensvertrag genötigt.
Dabei habe sie keinen Cent von ihm erhalten. Simone S. – dunkle kurze Haare, Brille, Ringelkleid – schweigt zu den Vorwürfen, hat allerdings inzwischen zwei der laut Anklage vereinbarten Monatsraten zu je 100 Euro abgestottert. Auf den Rest wartet der Kollege noch heute, obwohl sie vom Zivilgericht zur vollständigen Erstattung der Summe verurteilt wurde.
Der Richter lässt eine ganze Batterie von Zeugen aufmarschieren, die ein Bild von Simone S. und ihrer finanziellen Situation zeichnen sollen. Vier Verhandlungstage hat er dafür angesetzt. Am 30.September wird das Urteil gesprochen. „Als ich meine Ausbildung in der Firma begann, wurde ich von allen Seiten gewarnt, Simone S. Geld zu borgen“, erinnert sich Azubi Lars L.* (21) im Zeugenstand. Manuela M.* (46) lieh der oft „klammen“ Kollegin mehrfach kleinere Beträge, die sie immer, wenn auch nach längerer Zeit, wiederbekam. „Simone steckte kleine Zettel in Zigarettenschachteln, auf denen sie die Bitte um Geld schrieb“, so die Zeugin. „Direkt angesprochen hat sie mich nie.“
„Anfangs hat mir die Angeklagte leid getan. Sie hatte Angst vor ihrem Mann und Stress mit den Kindern, weil kein Geld da war. Ich habe ihr auch mal 20 Euro geborgt. Aber dann wurden ihre Geschichten immer verrückter und undurchsichtiger“, erzählt die Objektleiterin des Reinigungsunternehmens. „Manchmal hatte sie scheinbar Geld im Überfluss. Dann kam sie gestylt und mit neuen Sachen zur Arbeit und gab für alle Brötchen aus.“
„Simone hat mich gebeten, unseren Fensterputzer Günther G.* zu fragen, ob er ihr 1000 Euro leihen würde“, berichtet Karin K.* (38). „Da ich einen guten Draht zu ihm habe, war das kein Problem für mich. Allerdings sollte ihr Name in dem Schuldschein nicht auftauchen. Ich habe Günther dann den Erhalt der Summe quittiert.“
Der Fensterputzer mit dem großen Herzen für Menschen in finanziellen Engpässen („Ich borge unseren Lehrlingen auch öfter mal was, damit sie übers Wochenende kommen!“) nahm die Geschichte der Angeklagten für bare Münze. „Sie sagte, sie müsse ganz schnell ihr Konto ausgleichen, sonst würde ihre Kreditkarte gesperrt. Außerdem hätte sie kein Geld, den Kindern Essen zu kaufen“, so der 56-Jährige. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga
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