Sport: Umsteigerin
Potsdams 1500-Meter-Läuferin Antje Möldner wechselt zum Hindernisrennen und rechnet sich dort Chancen auf ein Olympia-Ticket nach Peking aus
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Antje Möldner hat wieder eine Chance, bei den Olympischen Spielen im August in Peking zu starten. Wieder, weil die Läuferin des SC Potsdam umgestiegen ist. „Über 1500 Meter zweimal die 4:05 Minuten zu schaffen ist schwer“, gesteht die bisherige Spezialistin für diese Strecke, die sich daher das Ticket nach Peking in einer noch jungen Frauen-Disziplin erkämpfen will: über 3000 Meter Hindernis. Die Internationale Leichtathletik-Föderation IAAF legalisierte den Hindernislauf für Frauen erst 1998 (siehe auch Kasten unten). „Über 3000 Meter Hindernis muss ich 9:40 Minuten schaffen – und das ist eine Zeit, die ich mir zutraue“, meint Antje Möldner. „Ich habe mich mit der Strecke schon angefreundet.“
Die Entscheidung zum Umstieg auf die technisch anspruchsvollere Hindernisdistanz fiel im Oktober vergangenen Jahres nach einem Test in Saarbrücken, wo Bundestrainer Werner Klein die Potsdamerin einmal probeweise über die Hürden schickte. „Anschließend hat er uns gefragt, ob sie schon heimlich geübt habe“, erinnert sich Möldners Trainerin Beate Conrad. „Das hatte sie nicht, aber Antje ist auch eine gute Hürdenläuferin und hat ein sehr gutes Rhythmusgefühl.“ Die 23-Jährige selbst sagt dazu: „Ich bin als Sportschülerin die Hürden im Block-Mehrkampf gelaufen. So etwas verlernt man nicht.“
Auf den flachen 3000 Metern gehörte Antje Möldner, die sich schon länger auch auf längeren Distanzen wohl fühlt, im vergangenen Jahr mit 9:08,58 Minuten zu den drei besten deutschen Läuferinnen, ebenso wie über die 5000 Meter (16:05,82). „Ein Umstieg auf die 5000 Meter ist vom Kopf her sehr schwer“, weiß Beate Conrad. „Über die Hindernisstrecke könnte es besser klappen, deshalb hat Antje auch sofort ja gesagt. Nun schauen wir gemeinsam nach vorn und versuchen es.“ Möldners 3000-Meter-Bestzeit beträgt derzeit 9:00,74 Minuten. „Experten“, so ihre Trainerin, „sagen, dass man für die Hindernisse nochmal 40 Sekunden raufpacken muss. Damit wären wir bei 9:40 Minuten – und das ist die Olympianorm.“ Die muss laut Nominierungs- Richtlinien des Deutschen Leichtathletik- Verbandes (DLV) einmal gelaufen werden. Verena Dreier (LG Sieg/9:53,25) und Julia Hiller (LAC Quelle Führt München/9:57,45) waren 2007 Deutschlands schnellste Hindernisläuferinnen und dürften künftig Antje Möldners härteste nationale Konkurrenz bilden.
„Hinsichtlich Kraft und Ausdauer sind die Anforderungen nun natürlich größer. So etwas kann man aber trainieren“, sagt Beate Conrad, die mit ihrem Schützling zu Wochenbeginn aus einem elftägigen Trainingslager im spanischen Chiclana heimkehrte. In Andalusien „hat alles sehr gut geklappt, ich bin sehr zufrieden“, erzählt Antje Möldner, die zuvor beim Fünf-Kilometer-Silvesterlauf in Tier auf Kopfsteinpflaster Dritte geworden war und auch künftig ab und an die 1500 Meter laufen will. Und ihr Coach ergänzt: „Wir trainieren derzeit 130 bis 140 Kilometer pro Woche. Das ist für Antje eine riesige Umfangs-Steigerung.“
In die Hallensaison – in der es keine Hindernisrennen gibt – startet Antje Möldner am kommenden Sonntag mit einem 1500-Meter-Lauf bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften in Fürth. Anschließend läuft sie voraussichtlich beim Fünf-Nationen-Hallenländerkampf am 26. Januar in Glasgow die 3000 Meter, und bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im Februar in Sindelfingen ist ihr Doppelstart über 1500 und 3000 Meter geplant. Anfang März geht es dann für vier Wochen ins Höhentrainingslager des DLV nach Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona). In rund 2000 Metern Höhe „werden wir vor allem etwas für die Ausdauer tun“, erklärt Beate Conrad. „Ich stelle mir das Ganze nicht einfach vor“, räumt sie ein. „Aber wenn Antje mitzieht – und das macht sie –, ist es eine Chance. Und die wollen wir nutzen.“
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