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Landeshauptstadt: Umstrittenes Siegel

Initiative für Kinderfreundlichkeit stößt auf Kritik

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Eigentlich klingt es nach einer unstrittigen Angelegenheit: Die Stadt Potsdam will sich um das neue Siegel „Kinderfreundliche Kommune” in Deutschland bemühen. Doch angesichts der Kosten von 240 000 Euro meldeten sich im Stadtparlament am Mittwochabend mehrere Kritiker zu Wort. Die Initiative des Jugendamts wurde angesichts des heftigen Gegenwinds zunächst vertagt.

Unter anderem monierte Lutz Boede von der Fraktion Die Andere, Potsdam sei längst nicht so kinderfreundlich, wie es die Stadtverwaltung gern darstelle. Vor allem fehlten Sportplätze für Kinder, deutschlandweit liege die Landeshauptstadt damit im Hintertreffen. Ebenso sei es bei der Mitgliedschaft von Jugendlichen in Sportvereinen. Daher sollte man das anvisierte Geld für konkrete Jugendprojekte ausgeben, so Boede.

Unterstützung erhielt er von der Alternative für Deutschland. Deren Fraktionschef Lothar Wellmann sagte: „Die Zeit der großen Siegel ist vorbei.“ Das nötige Geld solle lieber gespart oder für andere Projekte aufgewendet werden. Auch Vertreter der Linken und Grünen äußerten sich zumindest skeptisch.

Dagegen warb Kulturdezernentin Iris Jana Magdowksi (CDU), die Stadt erbringe viele Leistungen für Jugendliche. „Wir sollten nicht debattieren, wie wenig wir haben.“ Der Jugendhilfeausschuss-Vorsitzende David Kolesnyk (SPD) sagte, mit der Teilnahme an dem Siegelverfahren könne die gute Arbeit des städtischen Kinder- und Jugendbüros weiter vertieft werden.

Das Siegel vergibt der Verein „Kinderfreundliche Kommunen“, getragen vom Deutschen Kinderhilfswerk und Unicef Deutschland. Mit der bundesweiten Initiative soll die UN-Konvention für Kinderrechte auf lokaler Ebene verwirklicht werden. Grundlage der Siegelvergabe sind eine Vereinbarung mit der teilnehmenden Stadt sowie ein Aktionsplan, der Schritt für Schritt umgesetzt werden muss. Kolesnyk sagte, mit diesen Zielvorgaben könne die Stadtverwaltung unter Druck gesetzt werden, mehr für Kinder und Jugendliche zu tun. Das Siegelverfahren würde 240 000 Euro in vier Jahren kosten. HK

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