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Umweltbildung. Grünes Klassenzimmer oder Leuchtpol  Angebote für Kitas und Grundschulen gibt es jede Menge. Sie müssen in den Einrichtungen nur umgesetzt werden.

© A. Laabs

Von Anja Laabs: Umweltbildung aus einer anderen Perspektive

Mit dem Projekt „Leuchtpol“ sollen die Themen Energie und Umwelt auch im Kita-Alltag Einzug finden. Von den Erziehern erfordert das einen Perspektivwechsel – auf einer Bundestagung in Potsdam wurde vorgestellt, wie das geht.

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„Wir hatten anfangs keine Ahnung, wie wir einem dreijährigen Kind beibringen können, was Strom ist“, erzählt die Erzieherin Bärbel Starke aus der Kita Storchennest in Potsdam Drewitz. „Den können sie nicht sehen, nicht anfassen, nicht riechen und nicht schmecken.“ Doch dann sei sie erleichtert und erstaunt gewesen, als sie merkte, wie viel Wissen die Kinder mitbringen. Denn zunächst war ihr unklar, wie sie drei bis sechsjährigen Kindern die Themen Energie und Umwelt vermitteln soll. Genau dass sei aber das Ziel des bundesweiten Leuchtpolprojekts. Als gemeinnützige Gesellschaft wurde es 2008 von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umwelt ins Leben gerufen. Es soll Erzieher befähigen, Umweltbildung in die Kindergärten zu tragen.

Dafür bietet ihnen Leuchtpol in kostenlosen regionalen Fortbildungskursen unterschiedliche methodische Zugänge und Schwerpunktthemen an. Bärbel Starke war auf so einer Weiterbildung. Jetzt ist sie in ihrer Kita für die Umweltbildung zuständig und deshalb auch auf der Tagung. Nicht nur durch das zur Verfügung gestellte Material war nun plötzlich viel mehr möglich. „Es ist schön gewesen zu sehen, dass es eine ganz andere Form der Wissensvermittlung gibt, die auch noch erfolgreicher und praxisnäher ist.“ Vorgestellt wurde das Projekt nun auf der Bundestagung der AG Natur und Umwelt und die Leuchtpol-Fachtagung in der vergangenen Woche in Potsdam.

Susanne Schubert, Bereichsleiterin Pädagogik bei Leuchtpol, erläuterte diese Methodik anhand des Begriffes „Lernbegleiter“. Die Erzieher fungieren nicht einfach nur als Wissensquelle für die Kinder. „Denn Bildung ist eine aktive Leistung des Kindes, nicht der Erzieher.“ Im Gegenteil sei es so, dass Kinder nicht gebildet werden, sondern sich genaugenommen selbst bilden. Dafür brauchen sie die Unterstützung der Erzieher als Lernbegleiter. „Außerdem sei es wichtig“, so Schubert weiter, „dass Kinder als Individuen den Erwachsenen gleichberechtigt sind und die Möglichkeit haben, sich ihr eigenes Weltbild und die eigene Wirklichkeit selbst zu konstruieren.“ Bei Leuchtpol geht es nicht um Leistungen, Begabtenförderung oder Excellenzinitiativen. Spielend sollen die Kinder in ihrem Alltag Erfahrungen sammeln. Was passiert mit der Pfütze, wenn die Sonne lange scheint? Warum brennt die Kerze nicht unter Wasser und woher kommen die Schneeflocken? Die Fragen seien wichtig, nicht nur die Antworten.

Jutta Kaiser, Leiterin der Kita Kinderland in Lindow, Landkreis Ostprignitz Ruppin, wollte sich auf der Fachtagung über Leuchtpol informieren. Das Projekt interessiere sie, es sei etwas für ihre Kita. Sie ist davon überzeugt, Kindern könne man nur etwas beibringen, wenn man es ihnen auch vorlebt. Das berge Probleme. Kaiser: „Unsere Kita besteht aus vier Gebäuden, alle gänzlich unisoliert und nicht aus ökologischer Bausubstanz. Es gibt kein Geld für Baumaßnahmen, geschweige denn für umweltfreundliche.“Zudem ist die sie besorgt, dass Leuchtpol schon aus personellen Gründen nicht ins Haus geholt werden kann. „Für die 206 Kinder gibt es 17 Erzieherinnen, von denen aus ihrer Sicht eine Mehrzahl für die Leuchtpolausbildung ausscheidet. Entweder sind sie in Altersteilzeit, nicht motiviert, dauerkrank oder schlicht nicht in der Lage dazu.“ Trotzdem wollen sie es versuchen. „Wir wollen ein gutes Gefühl haben und uns in 20 Jahren nicht darüber ärgern, weil wir es verpasst haben, den Kindern Umweltwissen zu vermitteln. Kinder können ihr Leben und sogar das ihrer Eltern verändern.“ Das bestätigt auch Bärbel Starke aus der Kita Storchennest. „Strom sparen kann ich nur, wenn ich weiß, was Strom ist.“ Und wie bringt sie es den Kindern nun bei? „Gar nicht“, schmunzelt sie. „Die Kinder gucken einfach was passiert, wenn plötzlich kein Strom mehr da ist. Ihre Fragen sind der Beweis dafür, dass sie irgendwie verstehen, was das ist. Ich Gebe nur Impulse. Mehr nicht.“

Anja Laabs

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