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Sport: Umzug in Aussicht?

Seit mehreren Jahren soll der Potsdamer Tennisclub Rot-Weiß nach Rehbrücke ziehen. Jetzt bewegt sich etwas – wie auch in Golm, wo ein neuer Verein gern eine neue Tennisanlage bauen würde

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Wer in Potsdam in einem der drei aktiven Tennisvereine spielen möchte, der steht vor vergleichbaren Fragezeichen für die nähere Zukunft. Wo die Vereine jetzt spielen, wissen sie; wann sie umziehen müssen, ist noch offen. Aber dass sie von dort wegsollen, wo derzeit die Bälle übers Netz geschlagen werden, das ist schon wahrscheinlich. Grundsätzlich jedenfalls.

Die Nutzungsverträge für die Tennisplätze, die vom Tennisclub (TC) Rot-Weiß, dem USV Potsdam und dem TC Obelisk genutzt werden, sind entweder gekündigt, oder ihr Ende ist in Aussicht gestellt. Nach jahrelanger Diskussion scheint nun aber Bewegung in die unbefriedigende Situation zu kommen. Die Pläne für den Umzug des TC Rot-Weiß, mit 190 Kindern unter den 400 Mitgliedern der größte der drei Vereine, werden konkreter. An der Wetzlarer Straße, auf dem Gelände des früheren Plattenwerkes, soll wie berichtet die neue Rot-Weiß-Anlage entstehen. Die Zeit drängt, schließlich will die Stadt das hinter der Tennisanlage in der Heinrich-Mann liegende Gebiet entwickeln und dort rund 700 Wohnungen entstehen lassen. Dem Verein war bereits zum Ende 2011 gekündigt worden – er kann die Anlage mangels Ersatzfläche trotzdem weiter nutzen.

Heinz-Hermann Schulte-Loh, der Vorsitzende des TC Rot-Weiß, hat die vergangenen Monate häufiger in den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung verbracht. Gesprochen wurde dort auch über den Flächennutzungsplan, an dem jetzt die Hoffnungen für eine neue Verbindlichkeit hängen. Demnächst könnten die Stadtverordneten darüber entscheiden. Schulte-Loh erwartet zwar, dass wegen Neukonstituierung und Sommerpause noch einige Zeit ins Land geht. Auch nach einem Beschluss muss das Gelände zunächst erschlossen werden, „vorher können wir keinen Bauantrag stellen“. Dennoch: „Jeder wartet, dass wir in die entscheidende Phase eintreten.“

Die Erschließung hängt am Eigentümer, der sich in einem städtebaulichen Vertrag verpflichtet hat, Flächen für die Tennisanlage bereitzustellen. Sie soll wie die derzeitige Anlage rund 23 000 Quadratmeter groß sein. Um die typischen Plopp-Geräusche des Tennisspiels abzumildern, soll eine Zeile mit Gewerbe um die Plätze herum gebaut werden. Erst dahinter schließen sich die rund 300 Wohnungen an. Wann es losgeht, hängt auch von Investorenzusagen ab.

Umzug oder Status quo bei Rot-Weiß – „wir sind auf den einen Fall vorbereitet wie auch auf den anderen Fall“, sagt Schulte-Loh. Baubeginn im nächsten Jahr, Fertigstellung in zwei Jahren? Schulte-Loh kann sich das vorstellen – aber auch alles andere, denn der 61-jährige Vereinsvorsitzende ist als Bauingenieur vom Fach. Noch aber ist es nicht so weit. Der Vorsitzende sieht Rot-Weiß in keiner schwachen Position. Im Landessportgesetz sieht er einen Ausgleichsanspruch für wegfallende Sportflächen verankert. Um jeden Preis räumen will er die Anlage an der Heinrich-Mann-Allee nicht, er würde es auch auf eine Räumungsklage ankommen lassen. Aber er sagt auch klar: „Ich würde es bedauern, wenn es mit der Anlage in Rehbrücke nicht funktionieren würde.“

Aufgeben würde der TC Rot-Weiß nicht nur die schön gestaltete Anlage mit den recht abgenutzten Nebengebäuden, sondern auch die zentrale Lage. Und weil nicht jeder in den Süden Potsdams mitziehen will, bemüht sich ein neu gegründeter Verein, der TC Grün-Blau Potsdam, um eine Grünbrache am Kuhforter Damm in Golm. Werner Stahr, der Grün-Blau-Vorsitzender und auch Rot-Weiß-Mitglied, hat vor einem Jahr die Gründung mitinitiiert. Eine erste Planungsskizze, wie eine neue Anlage später aussehen könnte, zeigt 13 Plätze plus ein Feld mit Tribüne, dazu eine Halle mit vier Feldern, zu bauen über mehrere Jahre.

Eine wichtige Hürde ist schon genommen: Stahr hat mit Hilfe der Verwaltung eine städtische Fläche gefunden, die für Sport vorgesehen ist. Aber das reicht nicht. Denn das rund 37000 Quadratmeter große Gelände, das einst die Feldmeisterschule des Deutschen Reiches beheimatete, später die Funkmasten von Radiosendern, auf dem Pferde die Landschaftspflege betreiben und eingeschossige Gebäude langsam das Zeitliche segnen – es ist zwar für Sport ausgewiesen, wird aber angeblich von der Verwaltung bis 2022 für den Uni-Sportverein (USV) geblockt, wenn dieser seine Flächen am Neuen Palais räumen muss. „Vorhaltefläche“ heißt dies im Amtsdeutsch der Verwaltung, die bis gestern keine Stellung zum Thema nehmen wollte. Auf seine Bitte, einen Pachtzins zu nennen, habe der Kommunale Immobilien-Service (KIS) noch nicht reagiert, sagt Stahr.

Im stetig wachsenden Ortsteil Golm hat er aber wichtige Unterstützer gefunden. „Dieser Standort ruft nach einer Entwicklung“, sagt der bisherige Golmer Ortsvorsteher Ulf Mohr auch mit Blick auf den sich gut entwickelnden Fußballverein Grün-Weiß Golm. Auch der Golmer Stadtverordnete Horst Heinzel (CDU) will den Prozess beschleunigen und das Thema im Juli in der Sitzung der Stadtverordneten einbringen. Andere Ideen für eine Sportnutzung gibt es bisher nicht – außer eben die „Vorhaltefläche“. Auch für die rund 150 Sportler der USV-Tennisabteilung, die reichlich zwei Kilometer entfernt vom Kuhforter Damm aufschlägt, wäre die neue Anlage praktisch. Bis nach Rehbrücke, in den Süden Potsdams würden wohl nur die wenigsten fahren.

Ingmar Höfgen

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