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Schizophrenie: Auch diese Krankheit wird am Zentrum für Psychiatrie In der Aue behandelt. Das Klinikum will nun wesentliche Teile des Babelsberger Standorts an seinen Hauptkomplex in die Charlottenstraße verlegen. Dagegen gibt es intern Bedenken.

© Peter Endig/ ddp

Landeshauptstadt: Umzugspläne für die Psychiatrie

Potsdams Klinikum „Ernst von Bergmann“ will Teile des Standortes In der Aue in die Innenstadt verlegen

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Babelsberg/Innenstadt - Das Klinikum „Ernst von Bergmann“ plant wesentliche Teile seines Babelsberger Standortes In der Aue zu verlegen. Derzeit laufen nach PNN-Informationen erste Vorbereitungen für einen Umzug verschiedener Stationen an den Klinikum-Hauptstandort in der Innenstadt. Allerdings gibt es intern Bedenken gegen die Pläne, vor allem am Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

Über den Stand der Planungen gibt es bei den Beteiligten im Detail unterschiedliche Angaben. „Wir prüfen diverse Alternativen zum Standort In der Aue“, sagte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann. Als Beispiel nannte sie die Notaufnahme für Psychiatrie-Patienten, die auch an die Notaufnahme in der Innenstadt angegliedert werden könne. Mit den Maßnahmen hoffe man auf „besseren Service für Patienten“ sowie „wirtschaftlichere Abläufe und kürzere Wege“, so Hunsmann.

Auch Elona Müller, Potsdams Sozialbeigeordnete und gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende des städtischen Klinikums, bestätigte den PNN, dass geprüft werde, „Bereiche des Zentrums für Psychiatrie an den Hauptsitz des Klinikums zu verlegen“. Dabei soll es sich laut Müller um jene stationären Einrichtungen handeln, in denen psychisch Erkrankte behandelt werden, die darüber hinaus „medizinischer Versorgung“ bedürfen. Als Beispiel nannte die Dezernentin MRT-Untersuchungen. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und im Sinne der Patienten begrüßte die Aufsichtsratsvorsitzende die Planungen, die bis zum Herbst abgeschlossen sein sollen. „Bisher müssen wir die Patienten mit Krankentransporten zu medizinischen Untersuchungen ins Klinikum fahren. Gerade bei psychisch Erkrankten ist das manchmal eine zusätzliche Belastung, die durch einen Umzug an den Hauptsitz vermieden werden kann.“ Müller dementierte ausdrücklich, dass der gesamte Standort In der Aue zur Disposition steht. Vor wenigen Wochen war bereits die Klinik für Infektiologie vom Babelsberger Standort an den Hauptkomplex des „Ernst von Bergmann“ gezogen. Was mit den leeren Gebäuden In der Aue zukünftig passieren soll, blieb gestern unklar.

Intern scheint die Verunsicherung nun groß. Eine Patientin auf einer der Stationen In der Aue sagte den PNN, ein Umzug wäre „einschneidend“. Am Standort In der Aue gäbe es Anonymität für die Patienten, die Menschen wie sie bräuchten. Sie selbst sei alkoholkrank und rückfällig geworden, zudem leide sie an manischer Depression. Da sie sonst berufstätig sei und keiner wisse, dass sie sich in der Klinik befinde, wolle sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Sollte der Standort dicht gemacht werden und die Psychiatrie künftig in der Innenstadt sein, habe sie Angst davor, von anderen Patienten oder Besuchern womöglich erkannt zu werden. Zudem befürchte sie den Verlust der Ruhe, der am Babelsberger Standort ist. „Hier kann die Seele gesunden“, sagte die Frau. Das Umfeld sowie das Personal in der Aue seien hervorragend, ein solcher Standort dürfe nicht aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden. Sollte sie wieder einmal Hilfe dieser Art benötigen und das Klinikum die Umzugspläne umsetzen, würde sie nach Treuenbrietzen in Behandlung gehen. Ähnliche Argumente kursieren nach PNN-Informationen auch unter Mitarbeitern. Es gäbe „massive fachliche Vorbehalte“ gegen die Pläne der Klinikumsleitung. Die Rede sei etwa davon, dass Psychiatrie-Abteilungen in einem dreigeschossigen Container auf dem Klinikums-Gelände untergebracht würden. Offiziell wollte sich kein Mitarbeiter äußern. Chefarzt Christian Kieser, Leiter des Psychiatrie-Zentrums, sagte, dass er nur nach „Rücksprache mit der Geschäftsführung“ etwas sagen dürfe. Tags zuvor hatte sich Klinikumschef Steffen Grebner mit Kieser am Standort In der Aue getroffen und mit ihm über die Pläne diskutiert.

Das Psychiatrie-Zentrum des Klinikums besitzt 84 Betten und hat die Pflichtversorgung für alle erwachsenen psychisch Kranken der Stadt Potsdam inne.

J. Brunzlow/ K. Grimmer/ H. Kramer

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