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Landeshauptstadt: Unauffälliger Mammutbau

Am Bahnhof Griebnitzsee entsteht ein Uni-Gebäude mit sechs Hörsälen, Seminarräumen und Mensa

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Am Bahnhof Griebnitzsee entsteht ein Uni-Gebäude mit sechs Hörsälen, Seminarräumen und Mensa Von Günter Schenke Babelsberg - Ein Universitätsgebäude ungeahnter Dimension entsteht derzeit am Bahnhof Griebnitzsee. „Ungeahnt“ sind die Dimensionen deshalb, weil im Innern des Hauses sechs Hörsäle, der größte mit 800 Plätzen, und eine Mensa für 1600 Gäste entstehen und von außen diese Größenordnung kaum wahrnehmbar ist. Das Kunststück, hier in unmittelbarer Nachbarschaft des historischen Gebäudes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen annehmbaren Architekturentwurf vorzulegen, hat Carl Schagemann vom „ASS Architekturcontor Schagemann Schulte“ fertig gebracht. „Eine sehr interessante Aufgabe und eine große Herausforderung“, bekennt sich Schagemann mit knappen Worten zu dieser Arbeit. 12359 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und 5414 Quadratmeter Nutzfläche sind zu schaffen. Doch das ist für ein Architekturbüro keine ungewöhnliche Herausforderung. Auch nicht die Bausumme von fast 30 Millionen Euro. Ungewöhnlich aber ist es immer, wenn es gilt Altes mit Neuem zu kombinieren, ohne dass ein hässlicher Bruch entsteht. „Wir müssen den Neubau mit dem Alten verbinden und gleichzeitig Distanz wahren“, charakterisiert Schagemann die Aufgabe, die an die einer Quadratur des Kreises erinnert. Dort, wo das Alte mit dem Neubau unmittelbar zusammenstößt, entsteht die neue Mensa. Sie befindet sich direkt im Anschluss an die bisherige in den historischen Räumen des DRK-Gebäudes. Das Tolle: In den riesigen neuen Speiseraum ragt ein Teil der Außenfront des ockerfarbenen DRK-Gebäudes hinein und verleiht dem Raum die Gestalt einer Schachtel, in die gleichsam der Altbau hineingeschoben ist. Eine weitere Besonderheit ist die imposante zentrale „Treppenstraße“. Diesen Ausdruck hat Schagemann erfunden, weil es sich nicht um ein herkömmliches Treppenhaus, durch das die Seminarräume erreichbar sind, handelt. Eine zirka sechzig Meter lange Sichtachse entsteht so. An deren einem Ende ist, jedenfalls in der Rohbauphase, der Fernsehturm auf dem Schäferberg in Wannsee sichtbar. Die Klimatisierung des Mammutbaus erfolgt durch unterirdische Luftkanäle, in denen die zugeführte Luft im Sommer gekühlt und im Winter vorgewärmt wird. Neben der Mensa ist der große Hörsaal das architektonische Kernstück des neuen Universitätsgebäudes. Mit seinen 800 Plätzen ist es größer als das Auditorium maximum am Neuen Palais und überhaupt der größte Raum der Potsdamer Alma mater. Wer hier am Katheter steht, kann sich ausbreiten, kann reichlich Anschauungsmittel aufbauen und ist vom seitlich einfallenden Tageslicht beleuchtet für alle Zuhörer im aufsteigenden Auditorium sichtbar. Künftige Juristen und Wirtschaftswissenschaftler dürfen unter diesen hervorragenden Bedingungen Vorlesungen hören. Zwischen dem neoklassizistischen ehemaligen Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes und dem neuen Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik gelegen, muss sich der Neubau gleichzeitig behaupten und zurücknehmen. Das erfolgt einmal durch die Gestaltung des Landschaftsraumes und durch die der Neubau-Fassade. Vom DRK-Repräsentationsbau ist der Neubau durch eine breite Grün- und Baumschneise sanft getrennt. Um diese Freiraumwirkung zu erhalten, hat der Architekt sogar drei Seminarräume unterirdisch angeordnet. Die vorgesehene Klinkerfassade passt sich an die vorhandenen Baulichkeiten an und nimmt die Größenwirkung des Neubaus weiter zurück. So bleibt die raumgreifende Wirkung der städtebaulichen Figur des DRK-Gebäudes auf diese Weise trotz der Verbindung mit dem Neubau weitgehend unangetastet.

Günter Schenke

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